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Einsatz

Heute Abend geht’s los. Zunächst muss ich zwei Wochen in strenge Quarantäne in einem Hotel. Essen wird vor die Tür gestellt. Unter Aufsicht eine Stunde Hofgang täglich. Ein bisschen wie Knast. Nur komfortabler. Danach gut vier Monate im Auslandseinsatz mit der Bundeswehr. Details nenne ich jetzt keine; sonst bekomme ich Besuch vom MAD, dem Militärischen Abschirmdienst.

Auf drei Kontinenten ist die Bundeswehr in 12 Einsätzen mit rund 3000 Soldatinnen und Soldaten engagiert. Fast immer mit dabei: die Militärseelsorge. Abwechselnd evangelisch und katholisch.

Ab heute Abend nun also auch ich. Zum ersten Mal.

„Was machst Du da als Pfarrer eigentlich?“ Mehr als einmal wurde ich das in den letzten Wochen und Monaten so oder ähnlich gefragt. Bei manchen stecken hinter der Frage die üblichen Vorbehalte gegenüber der Militärseelsorge. Ihr macht die Soldaten fit for fight, stabilisiert ein System militärischer Gewalt.

Nein, wir begleiten Menschen. Männer und Frauen die zumeist für ein halbes Jahr von ihren Familien und Freunden getrennt sind. Die abends am Telefon hören, dass die Tochter krank ist, das Auto eine teure Reparatur braucht oder der Wasserschlauch der Spülmaschine geplatzt ist. Und die dann nichts tun können. Das alles unter belastenden Umständen in denen es nichts Privates mehr gibt. Für einige nicht einmal eine eigene Stube. Und immer in Gefahr.

Wir begleiten Menschen in vielfältiger Weise. Aber immer im Geist des Evangeliums von der Liebe Gottes. Wir stabilisieren kein System militärischer Gewalt. Wir ermutigen die Kameradinnen und Kameraden, auch in einem System militärischer Logik, Menschen zu bleiben, die sich nach Frieden sehnen und von Liebe leben. Ich finde, das lohnt den Einsatz.