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Einsamkeitstelefon für Senioren

Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen: Eigentlich würde ich gerne viel öfter meine Eltern besuchen. Mich um das kümmern, was sie selbst aufgrund ihres Alters nicht mehr so gut hinbekommen. Und einfach Zeit mit ihnen verbringen. Aber dann sind da meine eigenen Kinder, der Beruf und viele andere Herausforderungen. Der Terminkalender ist voll und die Zeit knapp.

Deshalb bin ich froh, dass es das Telefon gibt. So kann ich regelmäßig nachhören, wie es meinen Eltern geht, oder sie können sich melden.  Allerdings: Nicht alle Menschen aus der Generation meiner Eltern können mit anderen telefonieren. Entweder, weil sie keine Angehörigen mehr haben oder weil der Kontakt zu ihnen völlig abgerissen ist. Deshalb wurde jetzt in Berlin unter dem Namen Silbernetz ein „Hilfetelefon gegen Alterseinsamkeit“ eingerichtet. Da können Senioren unter einer festen Nummer zu jederzeit anrufen und mit jemandem reden oder sich Hilfe holen. Oder die Senioren bekommen Anrufe von ehrenamtlichen Mitarbeitern.

Einerseits eine tolle Idee, um ältere Menschen ein wenig aus ihrer Einsamkeit rauszuholen. Andererseits aber auch irgendwie ein Armutszeugnis, dass so ein Hilfetelefon offenbar nötig ist. In unserer Gesellschaft, die sich als christliches Abendland bezeichnet und sich damit ja auch auf die zehn Gebote beruft. Da heißt es: „Du sollst Vater und Mutter, das heißt die älteren Generationen, ehren.“

Ich hoffe auf jeden Fall, dass die Macher vom Silbernetz vielen Menschen helfen und deren Einsamkeit wenigstens etwas vermindern können. Und ich hoffe, dass wir uns als Gesellschaft so entwickeln, dass jung und alt in Kontakt miteinander kommen. Damit niemand mehr solche Hilfetelefone gegen Einsamkeit einrichten muss.