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Einfach dankbar

Jung kann das Paar nicht mehr sein am 45. Hochzeitstag. Ein krummes Jubiläum. Das ist ihnen völlig klar. Aber bis zur Goldenen Hochzeit in fünf Jahren kann noch so viel passieren, da schauen sie jetzt schon mal zurück. Lange hatten sie sich nicht gekannt, als sie zu heiraten wagten. Dabei haben auch 1972 schon einige Paare ohne Trauschein zusammengelebt. „Müsst ihr?” wurden sie gefragt. Das hieß: „Kriegt ihr ein Kind?“ Nein, sie mussten nicht, sie wollten. „Bis der Tod euch scheidet”, wie der Pfarrer sagte. Sie wissen, dieser Tag ist mittlerweile fünfundvierzig Jahre näher.

Viele Erinnerungen teilen sie miteinander, oft so frisch wie von gestern. Dabei leben sie länger miteinander als zuvor allein. Und manchmal scheint es, als hätte es nie eine Zeit gegeben, in der sie nicht zusammen waren. Natürlich war es nicht immer einfach. Miteinander leben, nicht nur nebeneinander, ist auch mit Mühe verbunden. Wie sonst sollte man einander verstehen und akzeptieren können, wenn die andere Meinung, das andere Verhalten, die anderen Gewohnheiten nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen? Sich wirklich aufeinander einzustellen, das ist nicht mal einfach, wenn man es wirklich will. Aber es kann gelingen.

Die beiden wissen nicht, was die Zukunft bringt: Krankheit, Altersgebrechen? Aber sie wollen das miteinander bewältigen. Sie gehören zueinander, jetzt und für immer. Sie meinen vielleicht, das sei Kitsch? Weil Kitschfabrikanten ganz ähnliche Töne anschlagen? Na und? Die beiden lachen darüber. Denn bei aller eigenen Leistung nehmen sie es doch auch als ein Geschenk. Ein Gottesgeschenk, so wertvoll, dass es dafür keinen angemessenen Dank gibt.