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Eine Klangstele gegen das Vergessen

Morgen jährt sich der Tag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee am 27. Januar 1945.

Der 27. Januar wurde zum internationalen Holocaust-Gedenktag, an den auch im Saarland verschiedene Veranstaltungen erinnern. Ich möchte von einem besonderen Gedenken in Saarbrücken erzählen: Es findet in der Jugendkirche eli.ja statt, beginnt heute Nacht um 0 Uhr und dauert bis Freitagnacht 24 Uhr an. Es handelt sich um die „Klangstele. Gesang vom Zyklon B. Für das Hören – Gegen das Aufhören“. Diese Klangstele wurde von Ulrich Voss entwickelt und wird seit 1996 von der Christlich-jüdischen Arbeitsgemeinschaft im Saarland mit vielen Partnerinnen und Partnern durchgeführt.

„Klangstele – Zyklon B – Für das Hören gegen das Aufhören“ -.

„Für das Hören gegen das Aufhören“: 24 Stunden lang werden Erfahrungen von Menschen zu hören sein, die die Brutalität des Nazi-Regimes erleiden mussten. Zu hören – weil Menschen sie vorlesen werden. An einem Mikrofon wird das komplette „Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939 – 1945“ gelesen. Hier begegnet uns der Bezug zu „Zyklon B“, das Gas, das in den Gaskammern eingesetzt wurde. An einem zweiten Mikrofon wird z.B. aus dem  Tagebuch der Anne Frank gelesen oder Gedanken von Paul Celan zitiert. Ein drittes Mikrofon steht bereit, damit Besucher und Besucherinnen selbst Texte vortragen, die sie aus den Materialien wählen können oder mitgebracht haben. Nach jeder Stunde werden Kompositionen von Luigi Nono und Arvo Pärt eingespielt, in denen z. B. das Quietschen der Züge mitklingt, um an die Verschleppung von Hunderttausenden Menschen in das Vernichtungslager zu erinnern.

Es wird sehr viel zu hören sein – gleichzeitig – an zwei bis drei Mikrofonen, mit unterschiedlichen Stimmen. Dazu die Musikeinspielungen – daraus entsteht die Klangstele. Bewusst vielstimmig, schwer zu fassen – so wie diese Todesmaschine Auschwitz, in der über eine Million Menschen gequält und ermordet wurden, letztlich unfassbar bleibt.

„Für das Hören und gegen das Aufhören“. Deshalb dieses gemeinsame Projekt mit Schulen, Synagoge und Kirchen, Privatpersonen, mit dem saarländischen Lesben- und Schwulenverband und dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma Saarland. Um auch heute aufmerksam hinzuhören und nicht aufzuhören, sich gegen Fremdenhass, Antisemitismus und sexuelle Ausgrenzung zu wehren.

Sie sind herzlich eingeladen mitzumachen – direkt vor Ort oder über den Youtube-Kanal der Jugendkirche eli.ja.

 

Hier der Link zum Beitrag in der ARD-Mediathek: https://www.ardmediathek.de/video/aus-christlicher-sicht/aus-christlicher-sicht-26-01-2023/sr/Y3JpZDovL3NyLW9ubGluZS5kZS9BQ1NfMTIzODE4