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Ein Tag der Ruhe

Heute beginnt das Wochenende. Zwei freie Tage. Viele freuen sich darauf.  Der Alltag ist unterbrochen. Die Zeit ist nicht so sehr verplant durch Pflichten, wir können oftmals selbst entscheiden, was wir tun  und was nicht.

Diese Form von Freiheit ist nicht selbstverständlich. In China und Japan zum Beispiel kennt man solche Tage nicht. Das Wochenende ist eine Errungenschaft der abendländischen Zivilisation. Ursprünglich gab es nur den Samstag. Im Alten Testament und im Judentum wird er Sabbat genannt und war von Beginn an arbeitsfrei. Das ist bis heute so.

Die frühen Christen, von denen viele aus dem Judentum stammten, hielten die Sabbatruhe zunächst ebenfalls ein. Aber im Laufe der Zeit wollten sie sich davon absetzen. Daher haben sie schließlich statt des Samstages den Sonntag zum freien Tag gemacht. Zur

Erinnerung an den Ostersonntag, den Tag der Auferstehung Jesu. Allerdings wirkte bei den Christen die Vorstellung vom Sabbath, vom Samstag als Tag der göttlichen Schöpfungsruhe weiter. Deshalb ist für Christen der wöchentliche Ruhetag zwar der Sonntag, den Samstag aber gibt es sozusagen noch dazu.

Die Idee, dass es eine Zeit geben soll, in der die Arbeit ruht; eine Zeit für Erholung, Muße und Inspiration wirkt auch außerhalb der Kirchen. Der Sonntag wird durch das Grundgesetz gesichert. Ergänzt durch Arbeitszeitregelungen, Tarifverträge und das Ladenschlussgesetz.

Dem stehen die Zwänge der Schichtarbeit entgegen, die Sonntagsdienste bei öffentlichen Verkehrsmitteln, Rettungsdiensten undsoweiter. Auch verkaufsoffene Sonntage gibt es immer häufiger, ebenso wie Wechselschichten und Wochenendarbeit bei diversen Dienstleistern.

Oft heißt es: Die Sonntagsruhe passe nicht mehr in unsere Zeit. Selbst die Kirchenangehörigen besuchten immer weniger ihre Gottesdienste. Dem wird entgegnet, dass immer noch mehr Menschen am Wochenende in die Kirchen gehen als beispielsweise zu den Bundesligaspielen. Aber das Problem sitzt tiefer:
Viele haben Schwierigkeiten, die freie Zeit Wochenende sinnvoll zu nutzen. Manche verbringen ihre freie Zeit nur noch am Fernseher oder anderen  Bildschirmen und Tablets. Andere fallen in die „Sonntagsneurose“, eine seltsame Stimmungslage, bei der einem die Decke auf dem Kopf fällt, weil man nichts rechtes mit sich anzufangen weiß. Da müssen sich die Verteidiger des Sonntags als freiem Tag etwas einfallen lassen.

Für Christen ist der Sonntag ein Symbol. Es soll zeigen, dass mitten im Alltagsgetriebe eine Zeitspanne reserviert ist, in der Ruhe, Feier und das Erleben von Gemeinschaft  ihren Stellenwert behalten. Es soll Gelegenheit sein, Abstand zu gewinnen von den Zwängen, denen wir normalerweise unterliegen. Unser Dasein ist nicht allein das Produkt von Arbeit, sondern auch ein Geschenk.

Das kann dankbar gefeiert werden, indem wir den ersten Tag der Woche frei haben. Ich glaube, uns fehlt eine glaubwürdige Sonntagskultur, die attraktiv genug ist, dass viele dabei mitmachen. Da müsste mehr enthalten sein als nur Ablenkung und Konsum.  Junge Familien, die sich mehr Zeit nehmen, mit den Kindern zu spielen; Menschen, die Freundschaften zu pflegen, Fahrten und kleine Feste organisieren.

Einen Rahmen dafür könnten auch Kirchengemeinden bieten, die in ihren Kindergärten Räume, Freiflächen und Spielgeräte zur Verfügung stellen, die am Wochenende sonst nicht genutzt werden. Ein kurzes Innehalten, um für die Schöpfungsgaben zu danken, kann dabei nicht schaden. Alles das zusammen stärkt unseren Zusammenhalt.