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Ein Lob des Zweifels

Thomas ist durch und durch Realist. Der glaubt nur, was er sieht. Und hält nur für wirklich, was er anfassen kann. Dem kann man kein X für ein U vormachen.

Was die anderen Jünger ihm da erzählen, hält er für eine kollektive neurotische Störung; bestenfalls für Schwärmerei. Jesus sei ihnen leibhaftig erschienen – drei Tage nach seinem Tod am Kreuz. Also bitte. „Wenn ich ihn nicht selbst sehe mit seinen Wunden und die Wunden berühre, dann glaub ich’s nicht“, sagt er den anderen. Eine Woche später passiert genau das. Nun erst bekennt er: „Mein Herr und mein Gott“.

Die Skepsis hat seinem Ruf geschadet. Der „ungläubige Thomas“ wird er bis heute genannt. „Der Zweifler.“ Ich wünschte, es gäbe mehr von seiner Sorte.

Da machen Donald Trump und Co. erwiesenermaßen mit Lügen Politik. Und Millionen von Menschen glauben und folgen ihnen. Russland steckt viel Geld in die gezielte Desinformation der westlichen Gesellschaften, um sie zu destabilisieren. Und viel zu viele plappern den Mist einfach nach. Populisten appellieren mit Halbwahrheiten und unzulässigen Verallgemeinerungen an die niedersten Instinkte. Und dann rennen Tausende auf die Straße und lassen ihrem Hass freien Lauf.

Wir brauchen mehr Zweifler, die sagen: Das glaub‘ ich jetzt erst mal nicht. Erst mal genau hingucken. Erst mal wirklich begreifen.

Der Zweifel ist der Anfang der Weisheit.

Freilich, Zweifel ist nicht Trotz. Thomas ist für mich vor allem deshalb ein Vorbild, weil er nicht trotzig an seinem Zweifel festhält, sondern sich überzeugen lässt. Vom Sieg der Wahrheit über die Lüge, der Liebe über den Hass, des Lebens über den Tod. Von Christus, dem auferstandenen Wort Gottes.