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Ein Jahr Krieg in der Ukraine

Am 23. Februar letzten Jahres bin ich abends ins Bett gegangen. Nach beunruhigenden Nachrichten in der Tagesschau. Aber irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass in dieser Nacht, während ich noch schlafe, das Unvorstellbare wirklich passiert.

Ich bin aufgewacht und der massive Angriff russischer Truppen auf die Ukraine hatte begonnen. Und dann die Angst: was bedeutet das für mein Leben, für meine Familie, für unser aller Leben? Das ist jetzt genau ein Jahr her. Ein Jahr mit täglichen Kriegsbildern: Zerschossene Panzer, Hochhäuser in Schutt und Asche, gefesselte Leichen, frische Gräber, Frauen und Kinder auf der Flucht. Erschreckt stelle ich fest: ich gewöhne mich an solche Bilder. Es ist – alltäglich geworden. Genau wie die Einteilung der Welt in Gute und Böse, Freund und Feind, Sieg oder Niederlage, schwarz oder weiß. Und ich erschrecke noch mehr, wenn ich mich klammheimlich freue über die Erfolge der Ukraine. Ich bin doch einst als Jugendlicher gegen Aufrüstung, gegen Raketen, Panzer und Atombomben auf die Straße gegangen, hab den Wehrdienst verweigert. Und jetzt das?

Durch diesen Krieg werden unfassbar viele Ressourcen vergeudet. 1,5 Billionen Euro hat der Krieg nach einer Studie bisher die Menschheit gekostet. Was hätte damit alles getan werden können: gegen den Klimawandel, gegen den Hunger in der Welt, für Bildung und Gesundheit. Auch das ist bitter.

Morgen finden in vielen evangelischen Kirchen im Saarland Friedensgebete statt. In Merzig, in Dudweiler, in Ottweiler, in der Saarbrücker Ludwigskirche. Dort werden keine Waffen gesegnet, kein Heldentod gepriesen, kein Rachegott beschworen. Dort ist Zeit, gemeinsam innezuhalten. Um darüber zu klagen, was dieser Krieg alles angerichtet hat und noch anrichten wird an Leid, Tod und Zerstörung. Um an die Opfer dieses Wahnsinns zu denken. Um den Hass im eigenen Denken, Reden und Handeln zu bekennen und ihm abzuschwören. Um gemeinsam daran zu erinnern: „Krieg darf um Gottes Willen nicht sein.“

 

Hier der Link zur SR-Mediathek: https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=124839