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Ein Baum

Das Wochenende vor dem ersten Advent habe ich wie meistens in den letzten Jahren im evangelischen Benediktinerinnenkloster auf dem Schwanberg verbracht. Es war ein kaltes Wochenende und am Samstagmorgen lag der erste Schnee. Den ganzen Tag hat es weiter geschneit.

Vor meinem Fenster dort stand ein Baum. Neben letzten Blättern hat er schon jetzt viele Knospen getragen. Dabei ist der Frühling noch so weit weg.

Eigentlich ist das ja richtig adventlich: Der Baum bereitet sich auf die Ankunft des Frühlings vor, obwohl er ihn noch lange nicht spürt. Mit diesen Knospenansätzen erinnert mich der Baum daran, dass Glauben genau das ist – Hoffnung auf etwas, das ich noch nicht sehe. Darauf vertrauen, dass es jemand gut mit mir meint – für mich als Christin ist das Gott.

Der Baum jedenfalls trotzt dem Winter und seinem eisigen Griff. Er ist nicht lebensfern, seine Blätter hat er natürlich abgeworfen, denn erfrieren will er nicht. Aber er resigniert nicht. Er erwartet den Frühling, auch wenn alle Zeichen auf Winter stehen.

So möchte ich gerne durch meine persönlichen Wintererfahrungen gehen können: In froher adventlicher Erwartung, im festen Vertrauen darauf, dass Trauer und Leid nicht das letzte Wort haben.