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Ein Abendessen mit Freunden

Ich habe Freunde zu mir nach Hause eingeladen. Zum Abendessen. Zusammen sitzen wir am Tisch, essen und trinken und haben einfach eine schöne Zeit. Viele Geschichten werden erzählt. Schöne und weniger schöne, ernste und traurige. Eben alles das, was im Leben so passieren kann. Und während wir so dasitzen, muss ich an ein Abendessen vor rund 2000 Jahren denken.

 

Da sind auch Freunde zusammengekommen. Sie sitzen da und lachen, endlich sind sie wieder alle zusammen. Da wird Jesus auf einmal ganz ernst. „Liebe Freunde“, sagt er, „das ist das letzte Mal, das wir miteinander essen. Ich werde euch bald verlassen, ich werde sterben. Aber ich möchte euch etwas mit auf den Weg geben: Hier ist das Brot, das ich breche für Euch. Dieses Brot, das bin ich. Vielleicht findet ihr das jetzt komisch, aber das hat zwei Bedeutungen:

 

Erstens: Niemals mehr kann irgendjemand auf der Welt gebrochen werden. Niemand ist mehr der Gewalt machtlos ausgeliefert. Damit ist es jetzt vorbei.

Und zweitens: Ihr werdet niemals allein sein. Ich werde euch nicht verlassen, auch wenn ihr mich bald nicht mehr sehen werdet.“

 

Die Freunde schauen sich fragend an, einige weinen, sie essen das Brot. Dann nimmt Jesus den Becher mit dem Wein. Dieser Wein, sagt er, das ist mein Blut. Es soll euch daran erinnern, dass der Tod seine Macht verliert. Trinkt und lebt, denn Ihr sollt leben jetzt und hier, auf der Erde und auch dann, wenn ihr sterbt. Und ich bitte euch: Setzt euch für das Leben ein.

An dieses letzte Abendessen von Jesus mit seinen Freunden erinnern sich Christen heute, am Gründonnerstag. Einen Tag später stirbt Jesus.

 

Während ich mit meinen Freunden zusammensitze und erzähle, spüre ich etwas von dem, was Jesus gemeint hat. Vieles, was mich sonst so sehr belastet, ist nicht weg, aber verliert an Kraft: die Angst, irgendwann ganz alleine zu sein oder auch die Sorge um die Gesundheit meiner Eltern. Hier am Tisch mit den Freunden wird mir klar: Ich bin vor allem dazu befreit, mit anderen einfach zusammen zu sein, zu lieben, zu teilen, zu lachen, zu vertrauen.

Ihnen allen wünsche ich heute einen lebendigen und befreiten Gründonnerstag.