Ehrlich sein

Wenn Ihr Freund aus Versehen eine Schnecke gegessen hat, die sich im Salat versteckt hatte, und es nicht bemerkt: Würden Sie es ihm dann sagen?
Manchmal ist die grenzenlose Ehrlichkeit tatsächlich nicht der beste Weg. Ehrlich sein bedeutet ja nicht: „Lass alles raus, was dir gerade durch den Kopf geht.“
Auch die Ehrlichkeit benötigt ein paar Filter. Zum Beispiel die Frage: Ist es wichtig, das zu sagen? Ist es hilfreich? Oder: Was bringt meinem Gegenüber diese Information?
Ohne diese Filter kann es schnell passieren, dass Ehrlichkeit als Entschuldigung benutzt wird, um jemanden verletzen zu dürfen.
„Deine Freunde sind übrigens letzte Woche ohne dich etwas trinken gegangen.“ Oder: „Dein Brautkleid steht dir überhaupt nicht. Dafür hättest du nicht so viel Geld ausgeben sollen.“
Als Christ versuche ich natürlich auch, ehrlich zu sein. Aber das geht nur, wenn ich das höchste Gebot nicht vergesse: Gott lieben, von ganzem Herzen, mit aller Kraft und unseren Nächsten lieben wie mich selbst.
Und manchmal ist es liebevoller, wenn ich nichts sage.
Eine Schnecke lässt sich eben besser verdauen, wenn man gar nicht erst weiß, dass man sie eben verschluckt hat.