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Du bist Gottes Ebenbild

Die Alliierten sind auf dem Vormarsch. Auschwitz ist schon befreit. In zwei Wochen werden die amerikanischen Truppen auch in Buchenwald sein. 14 Tage, in denen die Grausamkeiten aber nicht abreißen. Männer und Frauen werden weiter erschossen und gefoltert. Der Film „Nackt unter Wölfen“ zeigt grausam die Taten der Nationalsozialisten. Und wie jedes Mal, wenn ich Filme oder Dokumentationen aus dieser Zeit sehe, bin ich traurig, angeekelt und fassungslos.

Um mich abzulenken, setze ich mich an meinen Schreibtisch und versuche, an meiner Predigt für Sonntag zu arbeiten. Es geht um die Schöpfungsgeschichte. Darin heißt es, dass Gott den Menschen zu seinem Ebenbild geschaffen hat. Nach diesem Film fällt es mir ehrlich gesagt schwer, zu glauben, dass dieser Satz für alle Menschen gelten soll. Und damit auch für den SS-Hauptsturmführer aus Buchenwald, der im Film kurz vor der Befreiung noch so viele Häftlinge wie möglich erschießen lässt. Ich muss an die Häftlinge denken, die im Film ein Kind vor den Wachen verstecken. Sie riskieren ihr eigenes Leben für dieses Kind. „Ist es denn wert, für dieses Kind zu sterben?“, fragt einer von ihnen. Ein anderer antwortet: „Sie wollen uns zu Tieren machen. Aber wir lassen sie nicht!“

Menschen haben damals die schrecklichsten Verbrechen begangen. Aber es gab auch Menschen, die es geschafft haben, ihrer Bestimmung treu zu bleiben: Gottes Ebenbild zu sein. Sie waren mutig. Und sie machen mir Hoffnung, dass es möglich ist, den Menschen als Gottes Ebenbild zu sehen. Und dass das Böse am Ende überwunden werden kann. Mit Menschlichkeit.