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Drei Menschen und drei Kisten

„Papa, was ist eigentlich Gerechtigkeit?“ Mein Sohn fragt mich das zwischen Zähneputzen und Ins-Bett-gehen. Ich stutze. „Was? Wie kommst Du denn jetzt darauf?“, frage ich zurück.

„Das haben wir heute in Reli gemacht. Unsere Lehrerin hat gesagt, dass Gott die Gerechtigkeit besonders gut gefällt.“

Ich muss kurz nachdenken. Dann sage ich:

„Gut, stell Dir mal Folgendes vor: Vor einer Mauer stehen drei Menschen. Und alle drei wollen über die Mauer gucken. Der erste Mensch ist so groß, dass er das ohne Probleme schafft. Der zweite ist schon ein ganzes Stücke kleiner. Er kann fast über die Mauer gucken. Aber eben auch nur fast. Der dritte Mensch ist noch kleiner. Auch er kann also nicht über die Mauer gucken.

Soweit, so gut. Jetzt bekommen die drei Menschen drei gleiche Kisten zum Draufstellen und sie verteilen sie untereinander. Jeder bekommt das Gleiche, nämlich eine Kiste. Der erste, der größte Mensch kann jetzt über die Mauer gucken, was er ja aber ohne Kiste auch schon konnte. Der zweite, etwas kleinere kann Mensch kann nun auch über die Mauer gucken, was er vorher noch nicht konnte. Der dritte, der kleinste Mensch kann aber selbst mit der Kiste noch nicht über die Mauer gucken.

Was könnten die drei Menschen stattdessen machen?“, frage ich meinen Sohn. „Hmmm, der kleinste könnte zwei Kisten bekommen?“

„Genau“, sage ich. „Der kleinste bekommt noch die Kiste des größten. Dann hat der eine zwar keine Kiste und der andere dafür zwei, aber so können alle über die Mauer gucken. Und das ist dann gerecht.“