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Dinar und Cremant

(überarbeitet und gelesen von Jörg Metzinger für den erkrankten Autor)

Jesus hat häufig Frauen in den Mittelpunkt seiner Geschichten gestellt. So erzählt er einmal von einer Frau, die 10 Dinar angespart hat. Dinar, der Euro damals. Plötzlich ist ein Dinar weg. Immerhin der Lohn eines Tages. Verloren.

Jesus fragt: Welche Frau würde nicht sofort überall im Haus Licht machen, würde suchen, solange, bis das verlorene Geld wiedergefunden ist? Und wenn der verflixte Dinar endlich wieder aufgetaucht ist – wer, fragt Jesus, würde dann nicht Freundinnen und Nachbarinnen einladen, um mit ihnen zu feiern?

Klischee, typisch Mann, zugegeben: aber ich stelle mir jetzt vor, da sitzen dann fünf, sechs oder auch zehn Frauen in Feierlaune. Gläschen Cremant oder auch zwei, auch was Nettes zu essen. Es wird später und später, tja, und am Ende ist der Lohn von zwei Tagen weg. Nee, das würde doch keine vernünftige Frau machen. Sondern das Geld sicher verstauen, ins Bett gehen und beruhigt einschlafen. Genauso, wie ich gemacht hätte.

Merkwürdig, dass Jesus aber davon ausgeht, dass die Frau den wiedergefundenen Dinar auf jeden Fall gefeiert hätte. Was will er mir damit sagen?

Ich denke an Feiermomente in meinem Leben. An die richtig guten, ausgelassenen: die hatten keinen großen Anlass.

Und „gerechnet“ haben sie sich schon gar nicht.

Ja, Freude, Glück, Gemeinschaft, Liebe – das gelingt mir nur, wenn ich den Rechner im Kopf ausschalte, die Sorgen ausblende und den Augenblick feiere.

Die Frau in der kleinen Geschichte, die Jesus erzählt, war so frei. Nehm‘ ich mir zum Vorbild. Mag sein, ich verliere den einen oder anderen „Dinar“. Aber ich gewinne hier und da den Himmel auf Erden.