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Die Wahl haben: Willi Graf

Sein Grab ist auf dem alten St. Johanner Friedhof in Saarbücken: Willi Graf, Ehrenbürger der Stadt Saarbrücken. Auch in der katholischen Kirche wird Willi Graf sehr geachtet: Er gehört zu den Märtyrern des 20. Jahrhunderts und das Verfahren zur Seligsprechung läuft.

Willi Graf kommt 1922 als Vierjähriger mit seiner Familie nach Saarbrücken, wächst in Saarbrücken-St. Johann auf und besucht das Ludwigsgymnasium. Als 17-Jähriger erlebt er die Saarabstimmung 1935 mit. Er gehört zu den wenigen, die sich dagegen wehren, in die Hitlerjugend einzutreten. Selbst als ihm gedroht wird, er dürfe deswegen kein Abitur machen, bleibt er standhaft. Nach dem Abitur studiert er Medizin in München und lernt den Mitstudenten Hans Scholl kennen – und die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Willi Graf wird aktives Mitglied. Mit Flugblättern und Parolen an Hauswänden klären sie über die Schreckenstaten des Nazi-Unrechtsregimes auf. Am 18. Februar 1943 werden sie dabei überrascht, die Geschwister Scholl und weitere Mitglieder der „Weißen Rose“ werden verhaftet, auch Willi Graf. Seine letzten Lebensmonate verbringt er in Haft, die Gestapo erhofft sich, weitere Namen von ihm zu erfahren. Im April wird er zum Tode verurteilt, die Hinrichtung am 12. Oktober vollzogen, er ist 25 Jahre alt. 1946 werden seine Überreste auf dem St. Johanner Friedhof bestattet. Dort stehen auch Gedenktafeln in der Trauerhalle, die Willi Grafs Leben und Widerstand gegen das verbrecherische Nazi-Regime zeigen. Ein Satz steht ganz besonders für seine Haltung: „Jeder einzelne trägt die ganze Verantwortung“. – Das passt auch zu dem heutigen Wahlsonntag: Jeder übernimmt die ganze Verantwortung, auch mit seiner oder ihrer Stimme.