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Die Schule geht wieder los

Am Montag hat im Saarland die Schule wieder angefangen. Für 7650 ABC-Schützen bedeutet das den Schritt in einen neuen Lebensab­schnitt. Viele haben lange darauf gewartet. Endlich Schulkind sein, endlich groß. Aber in der Schule lernen nicht nur die Kinder. Bald schon werden auch viele Eltern eine neue Herausforderung ent­decken. Sie sind nun Gesprächspartner für Lehrerinnen und Lehrer und für die Schulleitungen. Man könnte denken, das wird schon nicht so schwer werden. Das klappt schon irgendwie, zwischen vernünfti­gen, erwachsenen Menschen.

 Meine Erfahrung nach vielen Jahren im Schuldienst und zugleich als Vater ist leider anders. Ich könnte aus beiden Blickwinkeln Beispiele erzählen: von Stürmen im Wasserglas. Von maßlos eskalierten Kon­flikten. Manchmal lustig, oft leider bitter ernst. Auch Bildungsexper­ten erkennen inzwischen im Schul-Eltern-Verhältnis ein wachsendes Problem. Sicher stehen dahinter viele Ursachen. Mir fällt besonders auf – viel­leicht weil ich als Pfarrer darauf schaue – dass junge Eltern und man­che Schule gleichermaßen unterschätzen, wie viel Macht in dem steckt, was man „Die Alten Geister“ nennen könnte. Ich meine die Niederlagen und oft auch Demütigungen, die Eltern in ihrer eigenen Schulzeit erlebt haben. Verlorene Machtkämpfe mit ihren Lehrerinnen und Lehrern. Das sind Erfahrungen, die sie als Eltern ihren Kindern ersparen möchten. Ich war vor Jahren selbst überrascht, welche Gefühle es auslöst, beim Elterngespräch vom Lehrer in eine Schulbank gesetzt zu werden. Welche Energie da hochkommt. Auf der anderen Seite habe ich erlebt, welches grundsätzliche Misstrauen einem als Unterrichtenden entge­genschlagen kann.

Guter Kontakt zwischen Eltern und Schule kann dort entstehen, wo Schulen das Spiel von Erwartungen und Ge­generwartungen bewusst durchbrechen. Dazu gehört es, Möglichkei­ten der Beteiligung zu eröffnen und Eltern gleichzeitig die Grenzen ih­rer Rolle verständlich zu machen. Zu einer partnerschaftlichen Eltern­arbeit gehört aber vor allem das Gespräch auf Augenhöhe. Es verhin­dert, dass Eltern in die Schüler­rolle rutschen und so die Alten Geister in sich wecken. Und auch die Eltern müssen umdenken. So musste ich als Vater ler­nen, den Lehrerinnen und Lehrern meiner Kinder zu vertrauen, auch wenn meine Pädagogik eine andere war.