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Die Sache mit der Pubertät

Eigentlich arbeiten Pfarrer ja nur sonntags eine Stunde. Aber manchmal gibt’s Ausnahmen. Einmal die Woche ist Konfirmanden- und Präparandenuntericht. Erstere sind schon ein Jahr dabei, letztere sind sozusagen im ersten Lehrjahr. Mit zwölf Jahren fangen sie an, mit 14 werden sie konfirmiert. Jede Gruppe kommt einmal pro Woche, um die Basics zu lernen: Vaterunser, Glaubensbekenntnis, zehn Gebote, Taufe und Abendmahl, wie ist die Bibel aufgebaut, wie funktioniert eine Kirchengemeinde und so weiter. Das alles mündet immer in die Frage: Was hat das mit uns zu tun?

Jede Gruppe hat ihr absolut eigenes Gepräge – manche Jugendliche sind super interessiert und wollen einfach alles wissen, andere sind eher gleichgültig und antriebsarm. Eins verbindet aber alle: Sie fangen als Kinder an und hören als junge Erwachsene auf. In den knapp zwei Jahren erlebst du eine Riesenverwandlung. Es ist, als würde jemand rufen: Simsalabim! und heraus kommen neue Wesen.

Das ist spannend. Die Jugendlichen staunen selbst, wenn sie am Ende der Konfi-Zeit Fotos vom Beginn betrachten. „Da sind wir ja noch Babys!“, rufen sie und amüsieren sich. In dieser Zeit bin ich so eine Art Geburtshelferin, begleite die Kinder ins Jugendalter und bin gespannt, wohin die Wege gehen. Manchmal ist das total anregend und ich wünsche mir, diese Gruppe würde noch Jahre bleiben. Dann wieder ist es so mühsam und stockend, dass ich froh wäre, da käme mal ein Schwall Geist vom Himmel runter.

Die meisten Kinder kenne ich schon von der Schule, und ich weiß: Mit der oder dem wird es schwierig werden. Aber es kommt vor, dass alles ganz anders wird und ausgerechnet die schlimmsten Schüler die eifrigsten Konfirmanden werden. Ganz grob gibt es drei Phasen: zuerst die liebe Phase, dann die bockige Phase und, wenn ich Glück habe, am Schluss, die kooperative Phase. Jede ist höchst interessant.

Und wenn mich auf der Straße ein Riesenlulatsch umarmt und auf meinen fragenden Blick antwortet: Sie haben mich vor vielen Jahren konfirmiert, dann bin ich glücklich.