Beiträge

Die paar Minuten

Alle paar Tage hole ich hier meine Frau ab. Mal warte ich im Auto, mal draußen, und beobachte, was immer wieder ganz selbstverständlich am Fußgängerüberweg passiert. Aus gutem Grund ist parken auf dem Zebrastreifen und fünf Meter davor verboten: Wer darauf zurollt, soll Fußgänger frühzeitig sehen. Hier wollte man das noch klarer als klar zeigen und hat der Fünfmeterraum schraffiert. Hilft das?

Ein junger Mann fährt im Geländewagen an freien Plätzen vorbei und parkt im verbotenen Raum. Betont leichtfüßig hüpft er im Ausgeh-Sport­dress zum Laden gegenüber. Mit Sportzeitschrift und Power-Riegel kommt er nach fünf Minuten zurück und fährt 50 Meter weiter zum Fitness-Center. Um sich hier voll zu verausgaben, musste er Kräfte sparen. Da konnte er nicht zehn oder gar zwölf Meter weiter einen Parkplatz suchen. Und schon hält hier eine junge Dame im Sportflitzer. Auch sie hat gute Gründe, nicht sonstwo zu parken. Da ein leichter Wind geht, steht sie auf ihren Bleistiftabsätzen nicht ganz sicher. Nach wenigen Minuten schleppt auch sie sich zum Auto zurück und fährt weg.

Offenbar leben Leute noch und noch in der festen Überzeugung, diese markierte Sperrzone sollte ihnen einen bevorzugten Komfort-Parkplatz reservieren. Es sind doch nur ein paar Minuten! Es lässt sie kalt, dass die sich Tag für Tag zu Stunden addieren. Dass sie Menschen gefährden: Na, wenn schon! Die sollen aufpassen. Es passiert doch fast nie was.

Das fünfte Gebot – „Du sollst nicht töten“ – erklärt Martin Luther so, dass wir unserm Nächsten an seinem Leibe keinen Schaden noch Leid tun, sondern ihm helfen und beistehen in allen Nöten. Klarer geht’s kaum.