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Die Geschichte von Sophia

Sophia ist eine Frau mit einem Herz aus Gold. Wo sie ist, sind alle fröhlich und friedlich. Ihre Arme sind immer offen. Sie ist gütig und großzügig, nachsichtig und fair. Und: die beste Unterstützerin, die man sich vorstellen kann. Bei Weh-Wehchen, bei Herzschmerz und Traurigkeit, aber auch bei vor Glück platzenden Herzen.

Sophia ist Erzieherin, und ihre ganz große Leidenschaft ist es, Kindern dabei zuzusehen, wie sie die Welt entdecken. Die Kinder bringen ihr kleine Schätze. Schneckenhäuser. Oder Steine in vielen Formen und Farben. Und Sophia freut sich mit ihnen.

Sie kann spannende Geschichten erzählen: von der Raupe Nimmersatt, Furzipups dem Knatterdrachen oder Frederick Maus. Aber auch wie die Erde sich dreht und dass sie innen einen flüssigen Kern hat. Da staunen die Kinder.

Wenn die Kinder die Welt mit leuchtenden Augen entdecken, dann leuchten auch die Augen von Sophia. Sie liebt das Kinder-Staunen über große und kleine Dinge.

Manchmal streiten die Kinder. Weil einer ein kleines Wunder schneller entdeckt hat als eine andere. Oder weil sich zwei Kinder für das gleiche begeistern und nicht teilen wollen.

Sophia taucht bei Streit immer auf wie aus dem Nichts – hält mit den Kindern all die Gefühle aus. Frust und Wut. Und sie sorgt dafür, dass die Kinder nicht vergessen: Es ist vollkommen okay, dass die Gefühle da sind – die sind alle gut und wichtig. Aber es gibt eine wichtige Regel:

„Wir verletzen andere nicht! Nicht mit Worten und auch nicht mit Taten.“

Darauf legt Sophia großen Wert. Sie sagt: meine Gefühle gehören nur zu mir. Niemand sonst hat die Verantwortung für meine Gefühle – nur ich selbst.

Sophia ist die klügste Frau, die ich kenne. Nicht nur, weil sie so viel weiß und so gut Sachen erklären kann – sondern weil sie ein Gespür für andere hat.

Sophia weiß, dass das Leben Höhen und Tiefen hat. Sie versucht das den Kindern, aber auch Erwachsenen zu vermitteln. Sie weiß, wie unvorhersehbar und schmerzhaft das Leben sein kann, aber auch wie wundervoll und schön. Sophia versteht das.

Sie glaubt fest, dass Gott sie in all dem begleitet. Im Schweren und im Schönen. Dann, wenn etwas besonders schwer auszuhalten ist, legt sie ihre Gedanken vor Gott und betet.
Sie fragt Gott, wieso er manche Dinge geschehen lässt. Dabei macht sie Gott aber nie Vorwürfe – sondern sie bleibt bei ihren Gefühlen und ihren Fragen, die sie selbst nicht lösen kann.

Sophia hofft immer wieder, dass Gott ihr eine Antwort gibt. Aber allein das Gefühl, ihre Fragen oder Wünsche, ihre Verzweiflung oder ihr Himmel-hoch-jauchzen mit Gott zu teilen, findet sie heilsam. Für Sophia ist Gott Lebensbegleiter. Und deshalb hält sie sich auch besonders fest an den Schätzen und Wundern, die sie entdeckt. Seien es Schneckenhäuser, Kinder-Staunen oder die unfassbare Weite des blauen Himmels.

Sie verlässt sich darauf: Gott ist mehr als ein Mensch und wird für sie spürbar. Eigentlich wie für ein Kind: manchmal in großen, manchmal in kleinen Dingen.

Das ist ihre große Weisheit: dass das Leben trotz aller Schwierigkeiten und unlösbaren Fragen ein Leben voller Wunder ist. Dieses Leben mit allem, was dazu gehört, will Sophia immer wieder neugierig entdecken. So wie ein Kind. Ein Gotteskind.

Sie will ihre Arme so weit öffnen, wie sie selbst es von Gott erfährt. Damit andere spüren, wie voll das Leben ist und wie gut es tun kann, diese Fülle miteinander zu teilen.

Ganz schön weise, finde ich – und für mich ein wunderbares Vorbild.