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Die eherne Schlange

Ich stehe auf dem Berg Nebo in Jordanien. Vor mir das Gelobte Land. Das Sehnsuchtsland des biblischen Volkes Israel auf seiner Wüstenwanderung.

Direkt an der Aussichtstelle steht eine hohe Skulptur. Eine Schlange windet sich um einen Pfahl. Schlange und Pfahl bilden ein Kreuz. Die biblische Geschichte zu dem Schlangenkreuz geht so: Kaum hatte Mose das Volk Israel aus der ägyptischen Gefangenschaft befreit, fingen die Leute auch schon an, zu murren. Natürlich hatten sie gewusst, dass der Weg durch die Wüste ins Gelobte Land weit sein würde. Aber so anstrengend hatten sie sich die Freiheit nicht vorgestellt. Sie sehnten sich zurück in die Unfreiheit. Da waren sie wenigstens versorgt. Weil sie so ängstlich und ohne Vertrauen waren, strafte Gott sie mit feurigen Schlangen. Reuig flehten sie Mose an, sie zu retten. Auf Geheiß Gottes nagelte Mose eine Schlange aus Eisenerz an einen Pfahl. Wer die eherne Schlange anschaute, wurde gerettet.

Ich sehe in den feurigen Schlangen ein Bild für die Ängste der Israeliten. Rettung vor der Angst gibt es nur, wenn man sich ihr stellt, sie packt, festnagelt und anschaut.

Ängste haben wir alle. Angst davor, nicht geliebt zu werden; vor den Menschen und vor Gott nicht bestehen zu können; vor dem Tod. Das Kreuz ist das Bild unserer Ängste. Am Kreuz ist unsere Angst festgenagelt und wird überwunden durch die Liebe Gottes.

Der Evangelist Johannes drückt das so aus: Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn (am Kreuz) erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, … das ewige Leben haben.

Da stehe ich also unter dem Schlangenkreuz. Vor mir das Gelobte Land.