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Des Pfarrers Albträume

„Abends nur leichte Kost!“ Und ab einer gewissen Uhrzeit soll man ja überhaupt nix mehr essen. – Tja, irgendwie ist das bei mir anders. 22 Uhr, Ende der Ausschuss-Sitzung, ich komm nach Hause, Frau liegt schon im Bett, Tablett, Wurst, Käse, Brot, Buletten vom Mittag, Flasche Bier, Tagesthemen, Tatort-Wiederholung. Nun, es war kein saarländischer, deshalb schlaf ich irgendwann ein, werde irgendwann wieder wach und wanke ins Bett.

Ergebnis? Ein paar Kilo zu viel und – Albträume. Welche Albträume hat ein Pfarrer?

Nun – die Kenner werden lachen: vom Jesus, der wiederkommt. Schon merkwürdig: sonntags gepredigt von der Hoffnung, dass dereinst Jesus Christus wiederkommt, die Armen und Entrechteten aufrichtet und alles heil macht – und jetzt genau darüber einen Albtraum. Verpassen eines Beerdigungstermins, Predigtmanuskript verloren, so was hab ich auch schon geträumt. Aber diesmal ging es nicht um mich, sondern um unseren Herrn und Heiland, als er wieder zurück auf die Erde kam und das ganze Programm losging:

Wild gewordene Papparazzi, labernde Expertenrunden beim Lanz; Jesus gab Interviews, exklusiv bei Anne Will, auf RTL wurde ein neues Album mit perfekt gemachten Jesusrapps beworben. Flipflopps waren ausverkauft in allen Schuhgeschäften – und als ich dann mein original russisches Glaskreuz bei ebay einstellte und binnen Minuten auf 1000 Euro klettern sah – da bin ich schweißgebadet aufgewacht.

Nein, denke ich, so wird es nicht sein, wenn er kommt. Er kommt anders. Still, leise, behutsam. Und im Herzen merken wir es. Übrigens: einige sagen, er wäre immer schon da…