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Der Sündenbock

Eine bekannte Redensart: „Da wurde mal wieder einer zum Sündenbock gemacht!“

Schuld wird auf jemanden geschoben, der sie tragen soll, egal ob er schuldig ist oder nicht. Wenn etwas schiefgelaufen ist, wird er gern gesucht, der Sündenbock. Denn einer muss ja schuld sein! Das entlastet einen selbst.

Diese Redewendung hat ihren Ursprung in der Bibel. Am großen Versöhnungstag wurde für die Sünden des Volkes stellvertretend ein Ziegenbock geschlachtet. Er wurde Gott geopfert, um damit zu zeigen, wie ernst man die Schuld nahm, die man auf sich geladen hatte. Einen zweiten Ziegenbock, auf den ebenfalls die Schuld übertragen wurde, trieb man dann in die Wüste. Man hatte also zwei Sündenböcke, die deutlich machen sollten, dass Schuld etwas ist, was einen Menschen, ja eine ganze menschliche Gesellschaft, letztlich zerstört.

Ein weit verbreitetes Missverständnis ist es allerdings zu glauben, dass Gott Sündenböcke als Opfer braucht. Nein, er braucht kein Opfer, keine Bezahlung, um Schuld zu vergeben. Nicht Gott, sondern Menschen brauchen Sündenböcke, als eine Art greifbares Zeichen ihrer Reue.

Gottes Vergebung braucht keine Opfer. Denn er ist ein Gott der Liebe.

Heute dient der Sündenbock nicht mehr dazu, unser eigenes Versagen zu erkennen und zu bereuen. Man braucht ihn nur noch, um die Schuld auf jemand andern zu schieben. Das zeigt die Redewendung: „Da wurde mal wieder einer zum Sündenbock gemacht!“