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Der Mut des Herzens

Der palästinensische Arzt Dr. Ali Shroukh lebt im Westjordanland. Eines Tages ist er mit dem Auto auf dem Weg nach Jerusalem. Er möchte dort beten. Da kommt er an einem Auto vorbei, dass auf dem Dach im Straßengraben liegt. Am Kennzeichen erkennt Dr. Shroukh, dass es das Auto eines israelischen Siedlers ist. Der Fahrer ist offenbar tot – erschossen. Seine Frau ist lebensgefährlich verletzt; auf dem Rücksitz liegen zwei Kinder, auch von ihnen eines schwer verletzt.

Während Dr. Shroukh sich mit einem anderen Passanten bemüht, das verletzte Mädchen ins Freie zu holen, kommt ein anderer Palästinenser auf sie zu. Er warnt die beiden: „Dies war ein Angriff auf die Siedler, kein Unfall! Wenn ihr hier bleibt, könnten andere Siedler auf die Idee kommen, dass ihr beteiligt wart. Ihr seid doch ganz blutig!“ Aber Dr. Shroukh lässt sich nicht abschrecken. Er hält es für seine ärztliche Pflicht zu helfen, selbst wenn er dabei droht, Opfer des Konflikts zu werden. Er versorgt die Verletzten, so gut es geht, und bleibt bei ihnen, bis die israelische Ambulanz kommt.

Die Familie des Ermordeten dankt es ihm: Als bei der Trauerfeier Rufe nach „Rache! Rache!“ laut wurden, fordert der Sohn des Verstorbenen die Rufer auf, die Trauerfeier zu verlassen. Und als die Schwiegertochter auf Facebook liest, alle Araber seien „Mörder“ und der „Abschaum der Erde“, schreibt sie zurück: „Es war ein Araber, der meiner Familie geholfen hat!“

Das Unrecht der Besiedlung und das Unrecht terroristischer Reaktion darauf  werden dadurch nicht beseitigt. Aber es ist gut, sich daran zu erinnern, dass es auf beiden Seiten Menschen gibt, die nicht auf die Propaganda hören, sondern auf ihr Herz.