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Der Kastanienbaum

Ich bin mit meiner 6jährigen Tochter auf dem Friedhof, um am Grab meiner Großeltern nach dem Rechten zu schauen. Mitten auf dem Gelände steht ein riesiger Kastanienbaum und 2 Männer sind gerade damit beschäftigt, den Baum komplett zu stutzen. „Kuck mal Mama, die machen den schönen Baum kaputt“, beschwert sich die Kleine. Tatsächlich ist wirklich nicht mehr viel übrig. Der Stamm und ein paar Stümpfe – mehr nicht. Ich muss grinsen, denn ich kann mich daran erinnern, dass ich als Kind mit meiner Mutter genau das gleiche Gespräch geführt habe. So lange – und sogar schon viel länger – steht dieser Baum schon dort und jedes Jahr wird er aufs Neue bis auf das Nötigste abgesägt. Deshalb ist der Kastanienbaum so oft auf Friedhöfen zu finden. Er ist ein Zeichen für die Auferstehung und das ewige Leben. Wenn ihm keiner mehr auch nur ein neues grünes Blatt zutraut, dann belehrt er uns spätestens im Frühling eines Besseren.

Deshalb ist der heutige Totensonntag, oder auch Ewigkeitssonntag genannt, für mich gar kein so trübsinniger Tag. Als Christ habe ich die Hoffnung, dass der Tod auch nicht das letzte Wort hat, dass es irgendwie weitergeht, auch wenn man zuerst kaum dran glauben kann.