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„Der grimmige Chinese“

„Siehst Du den den grimmigen Chinesen?“, hat meine Fahrlehrerin gesagt und auf das Schild mit der „abknickenden Vorfahrt“ gezeigt. Zuerst wusste ich nicht, worauf sie hinaus wollte. Doch dann habe auch ich plötzlich eine Art Gesicht erkannt in dem Verkehrsschild. War mir vorher noch nie aufgefallen. Seitdem aber kann ich gar nicht mehr anders, als in den zwei schwarzen Strichen und dem Halbkreis tatsächlich einen grimmigen Chinesen zu sehen.

Aus dem einfachen Straßenschild ist ein Gesicht geworden.

„Ist doch erstaunlich“ – denke ich – „wie dieser kleine Hinweis meinen Blick auf das Verkehrsschild für immer verändert.“  Dahinter kann ich nicht mehr zurück.

Worte haben unglaubliche Kraft. Sie können unser Leben für immer verändern.

Wir bekommen eine neue Perspektive auf eine Sache, die wir sonst eben immer nur aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet haben. Mit ihrer Hilfe verändert sich unsere Wahrnehmung vom einen auf den anderen Moment, vielleicht sogar für immer. Wir sehen die Welt plötzlich in einem neuen Licht.

So muss das auch gewesen sein für die Menschen, die vor rund 2000 Jahren das erste Mal von der christlichen Botschaft gehört haben – stelle ich mir vor. Jesus erzählte ihnen von einem Gott, der die Menschen liebt, so wie sie sind.  Die Liebe dieses Gottes ist einfach da, man muss sie nicht verdienen. Gott liebt alle, ob arm, ob reich, ob krank oder gesund, jung oder alt, ob Einheimischen oder Fremdling. Sie richtet sich auch an diejenigen, die bislang gesellschaftlich außen vor gewesen sind. Gerade sie liegen Gott am Herzen.

Was für eine Botschaft! Sie ist völlig neu!  Und durch sie hatten die Menschen wieder neue Hoffnung.  Diese Nachricht muss eingeschlagen sein wie eine Bombe. Sie ist DER Perspektivwechsel des Jahrtausends und verändert den Blick auf Gott und unsere Welt, für immer.

Martin Luther hat ihn vor rund 500 Jahren noch einmal laut ausgesprochen. Die Botschaft von der Liebe Gottes, für die wir Menschen nichts tun müssen oder können, weil Gott sie einfach schenkt, ist eine Revolution. Sie geht ins Ohr und bleibt im Kopf. Bis heute.

Auch in unserer Gegenwart gibt es Menschen, die uns mit ihren Worten dazu herausfordern, unsere Perspektive zu wechseln. Wir sind gefragt, unseren Blick zu verändern und neu auf Althergebrachtes zu blicken. Kann wirklich immer alles so bleiben wie es ist? Verlangt nicht das Leben immer auch Veränderung und das Überdenken gegenwärtiger Verhältnisse? Man denke gerade nur an die Bewegung „fridays for future“. Auch dahinter können wir nicht zurück, wenn wir unseren Planeten für die nachfolgenden Generationen erhalten wollen! Auch dieses Thema wird uns weiter beschäftigen und unseren Blick auf die Welt verändern. Gott sei Dank, dass es Menschen gibt, die mutig ihren Mund aufmachen, damit sich etwas bewegt.

Für mich als Christen ist Jesus als Licht in die Welt gekommen, damit wir unsere Perspektive hinterfragen und die Verhältnisse unserer Gegenwart in einem neuen Licht sehen.

Und wenn wir genau hinschauen, können wir das Neue bereits sehen, was Gott für diese Welt bereithält. Wir müssen nur genau hinsehen, um es zu erkennen. So ähnlich, wie die Fahrlehrerin damals meinen Blick auf ein Verkehrsschild für immer verändert hat!