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Der Beginn der Katastrophe

Die Katastrophe begann mit einer Lüge: “Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen!” Am 1. September 1939 hat Adolf Hitler so im Berliner Reichstag den Überfall der Wehrmacht auf Polen gerechtfertigt. Damit begann ein Krieg, der bald weite Teile der Welt erfasste. In sechs Kriegsjahren sind fast 60 Millionen Menschen gestorben.

„Sie reden nicht, was zum Frieden dient, und ersinnen falsche Anklagen“ (Ps. 35,20) – das Phänomen der lügenden Verführer kennt schon das Alte Testament. Aber nie hatten Lügen so schreckliche Folgen wie im so genannten „Dritten Reich“ der Nazis.

1945 war der Horror vorbei. In den folgenden Jahrzehnten schien es so, als habe Deutschland seine Lektion gelernt. Die Bundesrepublik wurde ein reiches, gerechtes und friedliebendes Land.

Und wir hatten ja auch Glück: Wirtschaftswunder, wachsende internationale Anerkennung, schließlich die Wiedervereinigung… – die Welt schien vergessen und vielleicht sogar verziehen zu haben, wie viel Leid die Deutschen im 20. Jahrhundert verursachten.

Das Schlimme ist: Auch viele Deutsche scheinen das langsam zu vergessen. Dass ausgerechnet heute, exakt 80 Jahre nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, eine rechtsextreme Partei die Landtagswahlen in Ostdeutschland gewinnen könnte, ist ein Treppenwitz der Geschichte.

Eigentlich habe ich tiefes Vertrauen in die Stabilität unseres politischen Systems und glaube nicht, dass es wirklich gefährdet ist. Aber wir müssen aufpassen: Frieden und Gerechtigkeit bedingen einander, Lügen gefährden beides.