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Der Ball rollt

Der Ball rollt wieder. Am vergangenen Wochenende ist die Fußballbundesliga in ihre 54. Saison gestartet und begeistert wieder die Massen. Jedes Jahr vermeldet die Bundesliga neue Rekorde! Rekord an Zuschauerzahlen, an Werbeeinnahmen, an Transfersummen für Spitzenspieler. Längst ist Fußball mehr als ein Spiel. Es ist ein gigantisches Geschäft!

Erinnerungen an frühere Zeiten muten einem an wie Bilder aus einer anderen Welt. Das legendäre Wembley-Tor zum Beispiel. England erzielt im Finale um die Weltmeisterschaft 1966 in der Verlängerung gegen Deutschland das 3:2. Es ist das umstrittenste Tor der Fußballgeschichte. Der Ball kallt von der Unterkante der Latte auf die Torlinie. Drin oder nicht drin? Auf Befragen des Schiedsrichters entscheidet der russische Linienrichter damals auf Tor. England wird im eigenen Land Weltmeister. Bisher der einzige Titel für das Mutterland des Fußballs.

Kurz vor seinem Tod soll der russische Linienrichter auf die Frage, warum er damals auf Tor entschieden habe, nur mit einem Wort geantwortet haben: Stalingrad. Fußball, wenn auch vor 50 Jahren weit entfernt von den riesigen Summen unserer Zeit, war nie  frei von politischen und nationalen Ressentiments. Leider finden sich gerade in manchen Fanszenen immer wieder rassistische und menschenverachtende Positionen. Das verleidet mir die Freude am Fußball vielmehr als die gigantischen Summen, die sich Vereine und Verbände hin- und herschieben. Dabei wohnen dem Fußball, wie anderen Sportarten genauso, große und integrative Möglichkeiten inne. Sport verbindet. Beim gemeinsamen Spiel ist es nicht entscheidend, ob jemand türkische, syrische oder andere Wurzeln in sich trägt. Die sogenannten „kleinen Vereine”, die Amateurvereine, leisten im Bereich der Integration wichtige Arbeit.

Ich finde, das hat mehr Anerkennung verdient. Zum Beispiel dadurch, dass von den großen Summen der Transfer- und Werbeetats der Spitzenvereine oder besser gesagt der Spitzenunternehmen wenigstens ein kleiner Prozentsatz an die kleinen Vereine flösse! Das Geld wäre gewiss gut angelegt, investiert in die Förderung einer Kultur des Miteinanders und der Menschlichkeit.