Der Apfelbaum
Auf dem Weg zu Arbeit fahre ich regelmäßig an einem Apfelbaum vorbei. Im Herbst hingen seine Äste voller rotbackiger Äpfel. Nach ein paar Tagen sind die ersten auf die Straße gefallen. Dann immer mehr. Inzwischen sind alle Äpfel am Boden. Plattgefahren.
Ich hatte dabei kein gutes Gefühl. Bis so ein Apfel wächst reif ist, dauert es von der Blüte bis in den Spätsommer. Und er ist ein wertvolles Stück Obst.
Heute Morgen habe ich einen Kommentar auf einer Social Media Plattform gelesen, in dem sich der Schreiber darüber beklagt, dass es in Deutschland bergab gehe.
Und sofort habe ich an den Apfelbaum auf meinem Weg gedacht. Als meine Mutter Kind war, haben viele Menschen gehungert. Da war ein Baum voller Äpfel eine Kostbarkeit.
„Dass wir nicht hungern mussten, haben wir deinem Uropa zu verdanken!“ hat mir meine Mutter erzählt. Der hatte nämlich direkt nach dem Krieg Obstbäume für ein Jahr ersteigert. Dann hat er ganz viel getan, damit den Früchten ja nichts passiert, bis er sie ernten konnte.
Nächstes Jahr frage ich mal, wem der Apfelbaum gehört. Vielleicht kann ich die Äpfel ernten und zur Tafel bringen. Da machen sie Menschen satt, anstatt in einer Kehrmaschine zu landen.
Und ich nehme mir vor, dankbar für alles zu sein, was wir an Wohlstand haben. Ein Apfel zum Beispiel.