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Denkmäler

Das sind keine Schlümpfe. Die blauen Figuren, die Sie vor den evangelischen  Kirchen im Saarland bestimmt schon gesehen haben, sind – natürlich – Martin Luther-Denkmäler. Vor 500 Jahren hat der große Reformator seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel veröffentlicht; also gegen die kirchliche Praxis, für Geld Sünden zu vergeben. 500 Jahre Reformation: Die evangelische Kirche erinnert in diesem Jahr mit unzähligen Aktionen daran. Auch mit den blauen Luther-Denkmälern vor den evangelischen Kirchen.

 

Um Denkmäler gibt’s schnell mal Streit. In Charlottesville, in den USA, sollte das Standbild des Generals Robert E. Lee entfernt werden. Obwohl er selbst ein Gegner der Sklaverei war, kämpfte er im amerikanischen Bürgerkrieg als Befehlshaber der Südstaatenarmee letztlich eben doch dafür, die Sklaverei zu erhalten. Also beschloss die Stadt Charlottesville, das Denkmal verschwinden zu lassen. Gewalttätige Ausschreitungen waren die Folge. Eine Frau und zwei Polizisten haben dabei ihr Leben verloren.

 

Muss Luther auch weg? Immerhin war der große Reformator auch ein großer Antisemit. Seine Ausfälle gegen das Judentum und gegen jüdische Menschen sind unerträglich.  Müssen die blauen Figuren vor den saarländischen Kirchen also verschwinden? Müssen alle Martin-Luther-Straßen, -Schulen, -Kindergärten, -Kirchen und –Gemeindehäuser umbenannt werden?

 

Nein, das müssen sie nicht. Der Aufmarsch weißer Rassisten in Charlottesville, war widerlich; die Gewaltexzesse  unverzeihlich.

Aber die Entscheidung der Stadt, das Denkmal Robert E. Lees verschwinden zu lassen, war trotzdem falsch. Man fördert den kritischen Umgang mit der Geschichte der Sklaverei nicht, indem man ihre Denkmäler schleift, sondern indem man diese Denkmäler erläutert und geschichtlich einordnet; z.B. indem man ihnen Hinweistafeln gegenüberstellt, sie gewissermaßen ins Gespräch bringt. So kann aus dem Denkmal ein Mahnmal werden.

 

Die blauen Luther-Figuren sind beides: Mahnmale gegen Antisemitismus – das ist nötig. Und Denkmäler der Reformation – das ist der geschichtlichen Bedeutung angemessen.