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Den Tod abschaffen

„Wenn es ginge – ich weiß, dass es nicht geht –, würde ich den Tod abschaffen“, so hat es einmal der Schriftsteller und Nobelpreisträger Elias Canetti formuliert.

Und ich stimme ihm zu. Sterben? Totsein? Dafür ist das Leben viel zu schön. Und selbst wenn ich es ich es eines Tages muss – dann will ich dieses Müssen so lange hinauszögern, wie es nur geht. Und so lange leben, wie ich nur darf.

Aber für wen der Tod nicht das Letzte ist, für den gilt, was einmal Heinrich Böll geschrieben hat: „Wenn die Raupen wüssten, was einmal sein wird, wenn sie erst Schmetterlinge sind, sie würden ganz anders leben: froher, zuversichtlicher und hoffnungsvoller.“

Die Raupe frisst sich am Leben satt, bis sie sich irgendwann verpuppt und als Schmetterling davonfliegt. Das ist das Wunder der Verwandlung: Zwei Leben – das eine als Raupe, das andere als Schmetterling. Und dazwischen stirbt die Raupe und der Schmetterling erwacht zu neuem Leben. Das eine Leben hier, das andere Leben dort. Zwei Leben, die irgendwie zusammengehören und doch unterschiedlich sind. Und der Tod dazwischen verliert seinen Schrecken. Er ist nicht mehr das Ende meiner Hoffnung, sondern nur noch der Durchgang.

Eine Tür vom Hier zum Dort.

Den Tod abschaffen, das geht nicht. Er gehört zum Leben dazu. Wer sich aber auf diese Verheißung einlässt, der kann leichter leben. Froher. Zuversichtlicher. Und hoffnungsvoller. Und sich wie die Raupen am Leben satt essen.