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Demut vor dem Leben

„Die Lebenden wissen, dass sie sterben werden, die Toten aber wissen gar nichts“ (Pred 9,5 ZÜR), schreibt der Prediger Salomo und spricht eine fundamentale Wahrheit aus. Seine Botschaft lautet: Das Geschenk des Lebens ist ein einzigartiger Schatz, den Gott den Menschen gegeben hat. Koste diesen aus, solange es geht.

Die Ereignisse der letzten Wochen hinterlassen Spuren, auch bei mir. Isolation, Ausgangsbeschränkungen, offene Fragen und die Ungewissheit, wann sich die Situation wieder entspannt – diese und andere Gedanken beschäftigen mich. Ich komme mir wie in einem Hollywoodfilm vor. Das Leben schreibt die überraschendsten Drehbücher.

Was mir die Situation deutlich vor Augen führt, ist das Wissen um die Endlichkeit des eigenen Daseins. Ein Gefühl von Demut vor dem Leben stellt sich bei mir ein. Die Uhr tickt und wie viel Zeit mir noch bleibt, das weiß nur Gott allein. Manchmal macht mir dieser Gedanke Angst. Vor allem, wenn ich glaube vielleicht nicht all das erleben zu können, was ich mir erträume. Doch ist Angst bekanntlich kein guter Ratgeber. Also bleibe ich optimistisch und mache das Beste aus der Situation.

Erst vor ein paar Wochen hat sich nach einem verregneten Winter der Frühling eingestellt. Die Natur blüht und gewiss wird der Sommer folgen. Auch haben die meisten Hollywood-Filme ein Happy End. Fest steht: Wer am Leben ist, hat gegenüber den Toten auch in Krisenzeiten einen entscheidenden Vorteil: die Chance jeden Tag zum besten Tag seines Lebens zu machen.