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Das Richtige tun

Im Urlaub gönnen meine Frau und ich uns etwas, was wir zu Hause fast nie tun. In unserer Ferienwohnung frühstücken wir bei gutem Wetter auf der Terrasse und lesen danach gemütlich die Zeitung. Schon am zweiten Tag fällt uns das Mädchen aus dem Nachbarhaus auf. Etwas vier bis fünf Jahre dürfte sie alt sein. Immer zur gleichen Zeit kommt sie morgens fröhlich aus dem Haus gesprungen und läuft im Garten zu einem bestimmten Beet. Sie kniet sich hin, zieht etwas aus dem Boden, betrachtet es, stopft es zurück. Und dann geht sie mit ganz enttäuschtem Gesicht wieder zum Haus. Nach und nach kommen wir ins Gespräch mit ihr und nach einigen Tagen fragen wir, was sie da tut.

Wir erfahren, dass sie in diesem Jahr zum ersten Mal ein eigenes Beet im Garten hat. Sie hat es selbst mit ihrem kleinen Spaten umgegraben und mit dem Rechen glattgezogen. Dann hat sie Mohrrüben gesät. Selbstverständlich auch regelmäßig gegossen. Und tatsächlich kam dann auch was Grünes aus dem Boden. Das zieht sie jetzt jeden Morgen raus und hofft, dass endlich mal eine Rübe dranhängt

Dass gerade deshalb wohl nie eine Rübe draus wird: Woher sollte sie das wissen, wenn es ihr niemand sagt? Und wenn es ihr jemand erklärt: Ob sie das wohl glauben wird? Und dann wird mir plötzlich klar, dass ich es in meinem Leben auch immer wieder so gemacht habe: Das große Ziel verfehlt, weil mir  doch die belanglosen Zwischen- und Sonderziele wichtiger waren. Und das obwohl ich es im Gegensatz zu diesem Kind hätte wissen müssen. Der Apostel Paulus sagt: Ich begreife selbst mein Handeln nicht: Was ich will, tue ich nicht. Aber was ich hasse, das tue ich trotzdem. Bleibt nur zu hoffen, dass das Mädchen und ich noch klüger werden.