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Das leere Erinnerungsglas

Das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Vorletztes Jahr haben uns liebe Freunde zu Weihnachten ein Erinnerungsglas geschenkt. Ein großes Glas mit Deckel, das über das ganze Jahr 2020 mit tollen Momenten gefüllt werden soll. Eintrittskarten, Konzerttickets, Muscheln aus dem Urlaub… und sowas halt. An Silvester kann man dann alles durchgucken und das Jahr Revue passieren lassen. Und jetzt steht es da. Der Inhalt: Ein Kinoticket und eine Kassenbon aus der örtlichen Pizzeria. Das war´s. Das letzte Jahr hat vielen geplanten Erlebnissen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber wenn ich das Glas jetzt so anschaue, dann ärgere ich mich gar nicht über die Pandemie und das Jahr voller Verzicht. Ich ärgere mich über mich selbst, denn ich hatte im vergangenen Jahr trotz allem ganz wunderbare Momente- allerdings ohne Eintrittskarten und Quittung. Ich hätte im Frühling eine Tulpe ins Glas stecken sollen, denn noch nie hat unser Garten so bunt gestrahlt wie im letzten Jahr. Ich hätte ein Stück Holzkohle reinpacken können, für den tollen Tag mit Stockwürstchen am Lagerfeuer oder einen Spielwürfel für den genialen Kniffelabend mit Freunden per Videochat. Es gab ganz tolle Momente 2020 auf die ich gerne zurückblicke. Und jetzt, nachdem wir tief durchgeatmet haben und das verrückte Jahr vorbei ist, da gehe ich mit großer Hoffnung und Zuversicht ins neue Jahr. Und mein Vorsatz? Die Augen mehr zu öffnen für das kleine Glück das mich umgibt, und das keinen Kassenbon braucht. Und deshalb bin mir sicher, am 31.12.2021 ist unser Erinnerungsglas prall gefüllt.