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Das Leben ist schon

Bei einem Gottesdienst neulich hab‘ ich eine Bastelaktion für Kinder geplant. Es ging bei dem Gottesdienst um ein Gleichnis von Jesus: „Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt.“ Wir hatten kleine Salzpäckchen für alle zum Mitnehmen dabei. Und die Kinder wurden eingeladen eine Kerze zu verzieren, die sie dann mit nach Hause nehmen konnten. Zum Verzieren habe ich Kerzentattoos besorgt. Sie kennen die Art Tattoos sicher. Bildchen, die man ausschneidet, auf die Haut legt, gut nass macht und schon hat man ein Tattoo. Ich habe verschiedene Kerzentattoos besorgt. Auf einer Folie war leider ein Druckfehler. „Das Leben ist schön“ sollte draufstehen. Stattdessen stand auf der Folie „Das Leben ist schon“. Ich kann mir nicht erklären warum, aber es ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Das Leben ist schon. Mein Kopf hat verschiedene Varianten durchgespielt, wie ich diesen Satz betonen könnte.

Das LEBEN ist schon. So klingt es, als würde ich etwas Selbstverständliches aussprechen. Man öffne einfach die Augen und sehe: Das LEBEN ist schon. So wie: Leben gibt es schon. Auf dieser Erde ist Leben. Als sei es schon seit Urzeiten so und nicht anders. Das LEBEN ist schon. In meinen Gedanken tauchen dabei sofort Bilder auf. Von Dinosauriern und Mammuts und Steinzeit-Menschen. Bilder von Menschen durch die Jahrhunderte. Bilder von Bäumen, die im Wind rascheln und verschiedenen Tieren, die in auf der ganzen Welt leben. Wo ich auch hinsehe, da ist Leben. Das LEBEN ist schon.

Anders gelesen klingt der Satz so: Das Leben IST schon. Auch das hört sich für mich so selbstverständlich an. Natürlich IST das Leben! Es existiert ja um mich herum, in mir, durch mich, mit mir? Leben findet statt. Ob ich schlafe oder esse. Leben IST. Ich stelle mir vor, Gott sieht sich das alles an. Ob es wie Kino für ihn ist? Das Leben IST. Weil Gott es geschaffen hat. Was wäre, wenn es kein Leben gäbe, frage ich mich. Würde Gott sich zu Tode langweilen? Eine Erde wüst und leer, wie ganz am Anfang? Aber selbst dort gab es ja Leben. Denn es gab Gott. Und Gott IST Leben.

Die dritte Variante den Satz zu lesen beschäftigt mich am längsten. Das Leben ist SCHON. Der Satz scheint unvollständig zu sein. So als müsste ich noch etwas ergänzen. Das Leben ist schon… abenteuerlich. Oder unvorhersehbar? Schwierig? friedlich? Vermutlich würden Sie, liebe Zuhörerin lieber Zuhörer, diesen Satz anders beenden. So wie er ist, ist er einfach unvollständig. Das Leben ist schon…

Dieser Gedanke, der lässt mich am aller wenigsten los. Leben ist unvollständig. Oft scheint es mir so. In meinem eigenen Leben fehlt immer irgendwas. Geld oder Zeit oder jemand zum Reden oder jemand zum Lachen… So richtig vollständig fühle ich mich eigentlich nie, wenn ich so drüber nachdenke. Die Frage ist deshalb für mich: Was brauche ich für mein Leben? Ich brauche: Einen Ort zum Wohnen, Essen und Trinken, ein Klo, eine Dusche. Ich brauche einen Ort, an dem ich mich sicher fühle, wie mein Zuhause, eine sinnvolle Arbeit und freie Zeit, um Hobbies ausleben zu können. Plus: die Möglichkeit über mich selbst, meine Ziele und Wünsche zu bestimmen. All das immer zu haben oder zu kriegen ist nicht einfach. Aber wichtig, damit es sich eben nicht unvollständig anfühlt, wenn ich mein eigenes Leben betrachte. Es sollte sich eher anfühlen wie… Zufriedenheit oder sogar Glück, finde ich. Gott hat mir das Leben geschenkt und die Möglichkeit gegeben, dass es richtig gut sein kann.

Das LEBEN IST SCHON. … Wie wollen Sie, liebe Zuhörerin, lieber Zuhörer den Satz beenden? Und was brauchen SIE dafür? Was es auch sei: Gottes Segen gebe Ihnen die Kraft und die Worte, damit Sie ihr Leben selbst bestimmen und hoffentlich irgendwann zufrieden sein können.