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Das gelobte Land

Die Aussicht ist überwältigend. Links vor uns das Tote Meer. Nach rechts das Jordantal und jenseits des Jordans Jericho, die älteste von Menschen durchgängig bewohnte Stadt der Welt. Dahinter das judäische Bergland. Bei klarer Sicht sieht man Jerusalem. Wir stehen auf dem Berg Nebo. Einige Soldaten des Deutschen Einsatzkontingentes in Jordanien und ich als Militärpfarrer.

Rund 3000 Jahre vor uns hat Mose hier gestanden; so die biblische Überlieferung. Überwältigt wird er gewesen sein von der Aussicht auf das gelobte, das verheißene Land. Überwältigt und tief traurig, denn er durfte nicht mit hinüber ins Gelobte Land. 40 Jahre hatte der Weg durch die Wüste gedauert, nachdem Mose das Volk Israel aus der ägyptischen Sklaverei geführt hatte. Ausgerechnet er erreichte das Ziel nicht. „Ganz schön bitter“, sagt einer der Soldaten. „Vielleicht auch nicht“, sagt ein anderer, nicht zufällig der Zugführer. „Der Mann hatte einen Auftrag. Seine Leute von A nach B führen. Den hat er erfüllt. Lob und Anerkennung.“ „Ist doch wie in der Familie“, sagt eine Kameradin. „Also ich wär‘ mega happy, wenn meine Kinder erreichen würden, wovon ich immer nur geträumt habe.“ „Wirklich bitter wär’s gewesen“, meint ein weiterer, „wenn die gar kein Ziel gehabt hätten. Die wären immer nur in der Wüste rumgeirrt“. „Geht vielen so“, sagt der erste. Und die Kameradin: „Denen nicht, die wurden ja irgendwie von Gott geführt“. Und nach einer kleinen Pause: „Werden wir ja vielleicht alle“.

Eigentlich wollte ich da oben auf dem Berg Nebo eine Andacht halten. Die spar‘ ich mir jetzt. War ja schon.