DAS „FEST DER NARREN“ – oder: HAT GOTT EIGENTLICH HUMOR?
Es gibt viele Gründe zum Feiern. Manche Anlässe sind einmalig, manche s o l l –
t e n es sein, etwa eine Hochzeit, andere kehren ‚alle Jahre wieder‘ wie jetzt
die „drei tollen Tage“. Der saarländische Schriftsteller und ehemalige Volksschullehrer, Ludwig Harig, zitiert dazu in einer Aufsatzsammlung seiner
Schüler : „Weihnachde is e scheenes Feschd, derf awwer an Faasenachd nid
tipppe!“
Fastnacht ist wohl fröhlicher und lustvoller als das konsumorientierte Familienfest – obwohl so manche Protestanten mit den Karnevalsumtrieben eher Probleme haben. Denn Tanzen, Trinken und Feiern gelten bei Pietisten
auch heute noch als Sünde. Dabei hatten rauschende Feste mit einem guten
Tropfen schon in der Bibel ihren festen Platz im Leben: hinreißend beschrieben im ‚Hohen Lied‘ auf Wein und Liebe, in dem eine junge Frau ihren Geliebten
auffordert: „ Komm doch und küsse mich! Deine Liebe berauscht mich mehr
noch als Wein…“.
Und auch sonst wird in der Bibel gerne gefeiert – da tanzt König David leicht-
bekleidet vor der Bundeslade einher, dem Symbol Israels für die Gegenwart Gottes, die er nach Jerusalem gebracht hat. Das bringt ihm die Kritik seiner
Frau wegen des schamlosen Auftritts in der Öffentlichkeit ein: ein König soll offenbar keine Emotionen zeigen!
Unser heutiger Karneval ist aber manchmal nur noch ein schwacher Abklatsch
des mittelalterlichen ‚Festes der Narren‘, bei dem ein ‚Spottkönig und ein
‚Bubenbischof‘ gewählt wurden, die sich über die Herrschenden mit scham-
losen Liedern, Tänzen und Verkleidungen lustig machten. Aus Angst vor der Wahrheit verbieten wohl Diktatoren bis heute gerne politische Witze, Satire
und Kabarett!
Auch im Judentum gibt es eine Art Karneval, das PURIM-Fest, bei dem man sich verkleidet, die Geschlechterrollen tauscht und die herrschende Ordnung und ihre Repräsentanten parodiert. Und Jesus selbst war auch kein Kind von Traurigkeit, wurde er doch von den Fundamentalisten seinerZeit als „Fresser und Weinsäufer“ geschmäht, der sich mit seinen Freunden dazu noch in schlechter Gesellschaft herumgetrieben hat! Aber Gott lacht die Bösen aus, und spottet über sie nach Psalm 59. Und eine der ersten Karikaturen über Jesus zeigt eine gekreuzigte menschliche Gestalt mit Eselskopf, darunter steht: „Anaxamenos! Betet seinen Gott an!“ Ist das schwarzer Humor oder doch tiefere Glaubenswahrheit über die ‚komische‘ Hoffnung von uns Christen, die wir mit Brot und Wein im Abendmahl feiern?
Wie dem auch sei: „Ernst und langweilig sein, ist keine besondere Tugend“, hat der englische Prediger, Charles Spurgeon, seinen Kollegen geschrieben, die ihre Gemeinde mit trockenen Predigten langweilten. Spurgeon hat sogar gewitzelt: „Manche Prediger wollen sich wohl als Märtyrer empfehlen, da sie so trocken sind, dass sie bestimmt gut brennen würden!“
So können wir als „Narren um Christi willen“ auch die nächsten drei Tage mit-
feiern, denn Festlichkeit macht unser Leben erst menschlich, wie der amerikani
sche Theologe Harvey Cox schreibt: „Seinem innersten Wesen nach ist der Mensch ein Geschöpf, das nicht nur arbeitet, plant und denkt, sondern auch
singt, tanzt, Geschichten erzählt und feiert.“ Das ist wie ein Vorgriff auf das Reich Gottes, das in der Bibel als künftige Stadt beschrieben, in der ein immerwährendes Fest im Gange ist, wo der Tanz eingesetzt hat und die guten
Weine erst noch aufgetischt werden. In diesem Sinne: ‚e scheeni Faasenachd!“