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Das Advents-Gefühl

Schon seit Wochen habe ich mir für dieses Wochenende etwas ganz fest vorgenommen. Ich backe die ersten Weihnachtsplätzchen. Die Adventszeit geht los. Sie kennen das. Lichterketten, Deko, Schoko-Nikoläuse und Lebkuchen-Duft überall.

 

Die Adventszeit ist für mich aber weniger mit den Augen begreifbar, sondern mehr mit der Nase. Das Gefühl von Advent, das wird bei mir ausgelöst, wenn ich etwas typisch Weihnachtliches rieche. Mandarinen, Spekulatius, Punsch oder Glühwein zum Beispiel.

 

Wenn ich versuchen sollte, mein Advents-Gefühl zu beschreiben, dann wäre das eine Mischung aus… kuschelig, erwartungsfroh, ruhig, geborgen und heimelig. Advent ist irgendwie Zuhause auf der Couch. Plätzchen auf dem Tisch. Es ist dunkel, aber die Kerzen machen ein schönes, rötliches und warmes Licht. Alles ist leise. Als ob die Welt auf etwas wartet.

 

Naja. Und irgendwie tut sie das ja auch. Die einen warten darauf, dass die Tage endlich wieder länger sind. Oder dass es wieder wärmer wird. Andere warten auf Weihnachten. Das Fest der Liebe. Oder zumindest das Fest mit leckerem Essen. Und dann gibt es die, für die ist Weihnachten die Zeit, in der sie jedes Jahr wieder eine Geschichte hören. Die Geschichte, wie Jesus geboren wurde.

 

Wenn ich so an diese Geschichte denke, dann habe ich dieses Jahr vor allem Maria im Kopf. Vielleicht, weil ich selbst seit etwa einem Jahr Mama bin. Vor ungefähr zweitausend Jahren hat sich Maria zusammen mit ihrem Mann Josef für eine Volkszählung auf den Weg von Nazareth nach Bethlehem gemacht. Sie war zu der Zeit schon hochschwanger. Und das nicht mit irgendeinem Kind, sondern mit Gottes Sohn, der später den Namen Jesus haben sollte.

 

150km Marsch hatte sie zu bewältigen. Eigentlich verrückt, oder? Maria wusste als erste, dass Gottes Sohn auf diese Welt kommt. Aber sie hatte keine Chance auf ihn in heimeliger Gemütlichkeit zu warten. Sie war wahrscheinlich eher… aufgeregt, unruhig, abgekämpft vom Fußmarsch.

 

Ihr erstes Kind war unterwegs. Und wer weiß… Maria und Josef haben unterwegs bestimmt Ideen gesponnen. So wie Eltern das heute tun. Welchen Beruf wird sich das Kind wohl aussuchen? Wie findet es sich in der Welt zurecht? Welche Verantwortung wird es zu tragen haben? Wie ist es als Eltern die Verantwortung für ein Kind zu haben?

 

Wer selbst Kinder hat, weiß: solche Fragen sind nur ein Teil der Gedanken. Ein anderer Teil macht sich Sorgen wegen der Zukunft oder hat sogar richtig Angst. Vor zweitausend Jahren war das so und es ist auch heute noch so. Heute sind die Ängste eben andere.

 

Ich muss sagen, ich hab Angst vor der Welt, die auf mein Kind wartet. Denn rosig sieht es im Moment nicht aus. Mit Inflation, Energiekrise, Krieg, Klimakrise, und einer langen Liste von Dingen, die nicht gut auszuhalten sind.

Wird mein Kind es gut haben können in so einer kaputten Welt?

 

Mein Advents-Gefühl wird auf einmal ganz klein, weil ich mir so große Sorgen mache.

Aber eins gibt mir ein bisschen Hoffnung.

 

Marias Kind hatte die Kraft, die Welt zu verändern. Nicht, weil Jesus Wunder vollbringen konnte, sondern weil seine Worte so mächtig waren und bis heute noch sind.

 

Ein Kind, ein Mann hat der Welt ein neues Gesicht gegeben. Er hat vom Reich Gottes erzählt. Sozusagen von unserer Welt, aber als ein friedlicher Ort, wo es uns allen gut geht. Wo es quasi kuschelig und ruhig ist, wo sich alle geborgen fühlen können und es richtig heimelig ist.

 

Ich werde die Adventszeit nutzen, um mich daran immer mal wieder zu erinnern. Zuhause, wenn es nach Advent riecht, wenn ich eine Tasse Punsch in der Hand habe. Ich will bewusst Pause machen und kurz nicht an die Bilder denken, die mir Angst machen. Für ein paar Momente überlasse ich meiner Nase die Führung, damit sich mein wohlig-warmes Advents-Gefühl ausbreiten kann.

 

Nehmen auch Sie sich in der Adventszeit mal eine Pause. Gönnen Sie sich wenigstens ein bisschen Ruhe und Advents-Gefühl.