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Danke für die Störung

Manchmal ist die Bahn pünktlich. Es soll ja dieses Jahr sogar die Regel werden. Aber darauf ist nicht jeder vorbereitet. Da saß letztens ein Mann in einem Abteil eines ICE kurz vor Hannover und hörte Musik von seinem Smartphone. Ihm gegenüber saß ein Mann, dessen Kopf sich über ein aufgeschlagenes Buch beugte. Der Mann mit dem Smartphone war selbst ein bisschen schläfrig, und plötzlich rutschte ihm das Gerät aus der Hand und fiel mit einem dumpfen Knall auf den Boden; die Kopfhörer rissen aus den Ohren. Er schrak auf und hörte sein Gegenüber sagen: „Danke, dass Sie ihr Handy haben runterfallen lassen!“ Als er sich nach seinem Smartphone bückte, war er sich nicht sicher, ob der andere das vielleicht sarkastisch meinte. Er blickte ihn fragend an. Der lächelte und erklärte seinen Satz: „Das hat mich geweckt. Ich war nämlich eingenickt, und da hätte ich ja beinahe meinen Ausstieg verpasst!“ Da bedankte sich also einer für eine Störung. Das passiert sicherlich nicht so oft. Eher das Gegenteil.

Die Propheten im Alten Testament, die Ungerechtigkeit in ihrer Gesellschaft anprangerten, galten in ihrer Zeit als Störenfriede. Manche wurden ins Exil vertrieben, andere hingerichtet. Aber ihre Worte hat man aufgeschrieben und aufbewahrt. Weil man erkannt hat, dass vieles von ihrer Botschaft wahr bleibt. Bis heute.