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Dankbarkeit ist ein Korrektiv für falschen Stolz

Gerade als Pfarrer gebe ich das nicht so gerne zu: Ich bin auch ein stolzer Mensch. Stolz auf das, was mir schon alles gut gelungen ist. Das, was ich durch meinen Fleiß, meinen Einsatz und meine eigene Leistung erreicht habe. Z.B. auf die Prüfungen, die ich im Leben bestanden habe. Führerschein, Abitur, theologische Examina und so weiter. Stolz bin ich auch auf meine Kinder. Ich finde, die sind wirklich super gut geraten!

Alles das, was ich eben genannt habe, ist freilich nicht nur ein Grund, stolz zu sein. Auch dankbar bin ich dafür. Aber das mit der Dankbarkeit ist ein wenig schwieriger ist, als mit dem Stolz. Denn wenn ich dankbar bin, gebe ich damit zu: So ganz alleine hätte ich dieses oder jenes nicht gepackt. Zum Gelingen brauchte ich Hilfe von außen,- oder von „oben.“

Und auch wenn ich genau weiß, dass dies auf alle bestandenen Prüfungen im Leben und vor allem auch auf die Entwicklung der Kinder zutrifft, der Stolz stellt sich doch ein bisschen früher ein, als die Dankbarkeit.

Dabei weiß ich und spüre ich genau, dass Dankbarkeit zum Wesen des christlichen Glaubens gehört. Christen sind dankbar! Und zwar: Gott für die großartige Schöpfung, die er uns anvertraut hat. Dankbar sind Christen für die von Gott geschenkte Liebe. Dankbar für die Offenbarung Gottes  in Jesus Christus. „Dankbarkeit ist das Herz des Evangeliums“, soll Martin Luther einmal gesagt haben.

Dankbarkeit und Stolz: Schließen sie sich gegenseitig aus? Nein, das tun sie nicht: Im Gegenteil! Beide gehören zusammen. Denn auch wenn mir die Dankbarkeit oft ein wenig schwerer fällt als der Stolz,- solange ich dankbar bin für Erfolge, bewahrt das meinen Stolz davor, sich in Hochmut zu verwandeln.

Ja, vieles in meinem Leben ist mir gelungen. Und darauf bin ich stolz. Aber ich weiß auch, dass ich im Leben mehr brauche als ich selbst leisten kann. Und deshalb bin ich auch ein dankbarer Mensch.