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Crossover – Straßenmusik

Die linke Hand klopft den Rhythmus auf dem Oberschenkel. Die rechte hält das Mikrophon dicht vor die Lippen des Mundes. Rot verfärbt die Finger – vor Kälte? Oder ist es die Aufregung? Ganz viele Ringe sind daran.

 

Der komplette Körper wippt mit. Jede Faser ist durchdrungen von den Klängen der Musik: Rockmusik. Rechts neben ihr sitzt auf einem Hocker die Gitarristin. Die auf die Saiten schlägt. Jeans, Jacken, Halbstiefel. Das Aussehen passt zur Musik.

 

Kalt ist es an diesem Morgen auf dem Platz in der Fußgängerzone. So bleiben leider auch nur wenige stehen und hören ihnen zu. Der Sängerin und ihrer Gitarristin. Beide sind voll drin in ihrer Musik und strahlen das auch so aus. In den Liedern, die sie spielen und singen. Von Metallica, von Ramstein, Motörhead – Rock eben. Voller Begeisterung.

 

Eine Woche zuvor war die Sängerin noch drinnen in der Kirche. Im Gottesdienst. Gegenüber dem Platz auf dem sie jetzt singt. Hat neben dem Altar gestanden und gesungen. Ebenfalls Lieder von Ramstein, Motörhead und anderen.

 

„Geht das? Rock in der Kirche?“, haben viele gefragt. „Natürlich geht das“, habe ich geantwortet.

 

Sie hat uns mit ihrer Stimme, ihrem Gesang, auch der Rockmusik verzaubert. Vor allem mit den eher ruhigeren Liedern: „Trostpflastersteine“, zum Beispiel von Pe Werner. Auch das hat sie gesungen, dieses Trostlied, in dem es heißt:

 

„Ich bau auf deine Trostpflastersteine
wenn mein Mut auf Halbmast hängt
alle deine Trostpflastersteine sind mein Aufwind
wenn mein Mut auf Halbmast hängt“.

 

Mit Musik kann man viel mehr Gefühl ausdrücken als mit Worten. Aber Worte können die Musik ergänzen. Deshalb habe ich dabei von meinem „Trostpflasterstein“ erzählt, meinem Glauben. Über den ich froh bin, dass ich ihn habe „wenn die Angst wie Unkraut wächst“ oder wenn „mein Mut auf Halbmast hängt“.

 

Wie die Sängerin bei ihrem Straßenkonzert habe ich da auch den Rhythmus mit der Hand auf meinem Oberschenkel mitgeklopft. In der Kirche. Im Gottesdienst. Mit all den Liedern und all den Worten. Etwas für das Herz und etwas für den Kopf. Für mich war die Botschaft in diesem Gottesdienst komplett.