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Corona-Ostern

Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber ich finde es fast schade, dass die Kanzlerin die Osterruhe wieder zurückgenommen hat. Ich meine: Als Pfarrer konnte ich das ja nur gut finden, dass sich an Ostern – wieder mal, muss man ja sagen – alles geändert hätte. Zum Guten. Vor rund 2000 Jahren war es die Auferstehung Jesu, der Sieg des Lebens über den Tod. Und nun sollte Ostern die Wende in der Pandemie werden. Oder zumindest in der 3. Welle.

Das Problem ist bloß: Damals war Gott am Werk. Er hat Jesus auferweckt, er hat das Wunder vollbracht. Und so langsam glaube ich persönlich, dass uns auch aktuell ein Wunder ziemlich gut täte. Und ich habe den Eindruck: Die Regierung meint das auch. Verstehen Sie mich nicht falsch: Meine Hochachtung für Frau Merkel, diese Sache mit Ostern öffentlich alleine auf ihre Kappe zu nehmen. Aber irgendwas halbwegs Stringentes muss ja jetzt so langsam mal passieren. Es wird nicht so funktionieren, dass wir die Hände in den Schoß legen und auf ein Wunder warten. Wie an Ostern vor rund 2000 Jahren. Eine kleine Geschichte verdeutlicht, was ich meine:

Ein gläubiger Mensch rettet sich während einer riesigen Überschwemmung auf das Dach seines Hauses. Die Fluten steigen und steigen. Nacheinander kommen Rettungsmannschaften vorbei: Erst in Schlauchbooten, zum Schluss in einem Hubschrauber. Aber der Mann sagt immer: Nein, danke! Gott wird mich retten. Das Wasser steigt weiter und weiter und schließlich ertrinkt der Mann. Im Himmel beschwert er sich bei Gott: „Mein Leben lang habe ich treu an Dich geglaubt. Warum hast Du mich nicht gerettet?“ Gott sieht ihn erstaunt an: „Ich habe dir zwei Boote und einen Hubschrauber geschickt. Worauf hast Du gewartet?“

Wir werden – alle- auch weiter die Ärmel hochkrempeln müssen und selbst was tun müssen gegen Corona. Das heißt an erster Stelle, dass die Politik ihre Hausaufgaben macht und sich Strategien überlegt, die über das reine Verhängen von Lockdowns hinausgehen und die irgendwie nachvollziehbar sind.

Aber das heißt zweitens auch, dass wir alle als Bürgerinnen und Bürger unseren Teil beitragen. Ich kann ja verstehen, dass man sich nach einem kleinen bisschen Normalität sehnt, aber muss man alles ausreizen, was erlaubt ist? Muss man sich zum Beispiel in einen Flieger nach Mallorca setzen – bloß, weil die Reisewarnung aufgehoben wurde?

Ich bin immer noch sicher: Wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen – dann wird das auch was mit dem Kampf gegen Corona.  Und trotz allem: Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Osterfest! Und: Bleiben Sie gesund!

Sie können das Video zum Beitrag unter der folgenden Adresse anschauen:

https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=100842