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Cooler Glaube

„Du glaubst also wirklich an Gott?“ fragst du mich einfach so, ohne Vorwarnung, mitten im Gespräch. Ich bin verwirrt. Ist das eine ernst gemeinte Frage, auf die du eine Antwort erwartest? Ein Vorwurf? Eine Beleidigung? Gibt es eine richtige und eine falsche Antwort? 50:50 Chance?

Nicht, dass es dich was angeht oder ich mich erklären muss. Aber irgendetwas muss ich ja schließlich antworten. So wie du fragst, kann ich eigentlich nur Ja oder Nein antworten. Nichts dazwischen. Was ist, wenn ich das „Dazwischen“ brauche, um dir zu antworten?
Warum stellst du mir diese Frage überhaupt? Weil ich jung bin und eigentlich ganz normal und offen? Und das mit dem Glauben an Gott deiner Meinung nach dazu nicht passen will? Oder zielt deine Frage mehr auf Kirchenkritik als Kritik an Glauben oder Spiritualität selbst ab?
Ich werde unruhig. Ich überlege, wie ich mich rechtfertigen kann und merke gleichzeitig, dass ich keine Lust darauf habe.

Also entscheide ich mich für eine schwarz-weiß-Antwort, statt dir mit verschiedenen Grautönen meine Sicht zu Glauben und Religion zu schildern. Keine Lust auf Diskussionen.

„Du willst also wissen, ob ich wirklich an Gott glaube? Ja, ich glaube an Gott.“

Du sagst: „Cool!“

Und ich merke, dass du nicht diejenige warst, die Vorurteile hatte.

Sondern ich.