Beiträge

Container für Flüchtlinge

Gestern bin ich nach Ensdorf gefahren. Dort steht am Fuß der Bergehalde das fast fertige Containerdorf für Flüchtlinge. Vor Weihnachten hat der Aktuelle Bericht die Aufbauarbeiten gezeigt. Nach Weihnachten begann dann die Diskussion, wie menschenwürdig oder -unwürdig diese Außenstelle des Aufnahmelagers Lebach ist. Weihnachten – Sie erinnern sich: Maria, hochschwanger, und Josef, die keine Herberge finden und sich deshalb in einen Stall einquartieren müssen. Und kaum ist das Jesuskind auf der Welt, müssen sie aus dem Stall schon wieder flüchten, weil der König Herodes sie jagt. Gestern bin ich also nach Ensdorf. Ein Stall ist es nicht, was ich dort gesehen habe. Die 100 Schlafcontainer für 300 Flüchtlinge, Sanitäranlagen am Rand des Lagers, das große Aufenthaltsgebäude in Leichtbauweise in der Mitte. Alles akkurat und ordentlich im rechten Winkel. Durchdacht, zweckmäßig. Sehr deutsch. Wenn Maria, Josef und der kleine Jesus als Flüchtlingsfamilie hier eingewiesen werden würden – sie hätten dann einen Container von 14qm. Mit Doppelstockbetten, Kühlschrank, kleinem Tisch, Stühlen. Übrigens: 7qm pro Person stehen Gefangenen in saarländischen Gefängnissen zu. Und da ist noch der alte Werksgeländezaun der Grube Ensdorf. Mit dem Stacheldraht obendrauf. Teilweise unmittelbar am Lager. Zäune schützen – aber wen schützt der hier vor wem? Die draußen vor den „gefährlichen“ Flüchtlingen drinnen oder die Flüchtlinge drinnen vor Ausländerhassern von draußen? Beides beklemmende Vorstellungen. Bald sollen die Wege asphaltiert sein, habe ich gelesen. Dann kann das Lager sich füllen. Wenn ich Josef wäre – ich würde mit meiner Familie möglichst schnell dort wieder weg wollen! So ist das auch geplant. Die politisch Verantwortlichen, allen voran Innenminister Reinhold Jost, beteuern: da wird niemand länger als einige Wochen bleiben müssen. Dieses Lager sei ein Puffer, der den Kommunen Zeit verschaffe, Wohnraum anzumieten oder zu bauen, Gebäude herzurichten. An die Saarländerinnen und Saarländer geht die Bitte, doch die vielen leerstehenden Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Diesem Wunsch schließe ich mich an. Damit das Containerlager am Fuß der Bergehalde in Ensdorf wirklich eine Zwischenlösung bleibt. Wie der Stall nur eine Zwischenstation war für Maria, Josef und das Jesuskind.

 

Hier der Link zum Beitrag in der ARD-Mediathek: https://www.ardmediathek.de/video/aus-christlicher-sicht/aus-christlicher-sicht-12-01-2023/sr/Y3JpZDovL3NyLW9ubGluZS5kZS9BQ1NfMTIzMjM0