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Chillen

„Ey Digga, chill ma!“, ruft der Schüler auf der Straße. Was ist passiert? In einer
verkehrsberuhigten Zone gehen drei Schüler mitten auf der Straße. Von hinten kommt ein
Radfahrer und schlängelt sich mal eben zwischen Bordstein und den Schülern durch und
rempelt einen an. Er scheint es eilig zu haben.

Da entfährt dem Schüler dieses „Ey Digga, chill ma!“ Übersetzt heißt das in etwa soviel wie:
„Gnädiger Herr, entspannen Sie sich bitte!“ Klar, der Radfahrer hätte bremsen können, statt
sich so durchzuschlängeln. Zeit ist zu einem kostbaren Gut geworden. Da rutscht man eben
mal bei Rot über die Ampel, drängelt sich schnell an der Kasse vom Supermarkt vor oder
riskiert einen Sturz mit dem Fahrrad.

Eigentlich ist das ziemlich blöd. Aber es passiert tagtäglich. Meine Töchter sagen das ab und
zu auch mal zu mir: „Chill mal dein Leben!“ Wenn es gerade zu schnell geht und etwas Ruhe
angesagt ist.

Ein kluger Mensch aus der Bibel hat mal geschrieben: „Alles hat seine Zeit“. Und er hat ja
Recht. Das Problem ist nur, dass mein Leben eben oft genug sehr stressig ist. Und Zeit hat
kaum jemand. Aber was der Schüler ganz cool in dieser Situation zum Radfahrer gerufen hat,
das stimmt. Ich sollte mich wirklich öfter mal fragen, ob der Stress wirklich sein muss. Und
mir die biblische Weisheit „alles hat seine Zeit“ in Erinnerung rufen.

Die erinnert mich nämlich daran, dass meine Zeit ein Geschenk Gottes ist. Und dass ich mir
Zeit nehmen darf. Im Hier und Jetzt leben kann. Dass Zeit viel zu schade ist, um sie einfach
mit Stress zu verschwenden. Und dass ich auf meine Töchter hören und öfter mal chillen
sollte.