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Buß- und Bettag

 

Musik 1: Alles macht was aus, Herman van Veen

Alles macht was aus
alles, alles
macht was aus
auch was uns nichts ausmacht
das macht was aus
Die Fliege
auf dem Pferdeapfel
sie macht was aus
Jede ausgesprochene
Meinung
sie macht was aus
Die Löcher in dem Käse
die Tropfen auf der Platte
das Däumchendrehn
das Stoßgebet
es
macht was aus
Die Augen im Blick
sie machen was aus
das Komma in dem Satz
es macht was aus
Das Dankeschön
das Bittesehr
das Gerne
das Pardon
es irrt sich der
der sagt
es macht
mir gar nichts aus

 

Britt Goedeking:

Ja so ist es, liebe Hörerinnen und Hörer, gerade an so einem Tag wie heute: dem Buß- und Bettag. Guten Morgen Ihnen allen! Es macht was aus, dass Sie alle mit dabei sind! Freut mich!

Sie hörten gerade „Alles macht was aus“ von Hermann van Veen.

Ja, alles macht was aus. „Stimmt!“ denke ich. Neben den schönen fallen mir auch viele Momente ein, die ich Gott wie vorwurfsvolle Fragen gern vorhalten möchte: Wie kann es jetzt diesen Terror an Unschuldigen geben? Warum merken nicht alle ihre Menschlichkeit, die uns Menschen untereinander doch verbinden könnte? Wozu eskalieren Gewalt und Krieg? Und ich merke: so nicht, solche Vorhaltungen kommen zu mir zurück: lieber im Gebet erkennen, was und wieviel etwas ausmacht: Schrecken und Angst machen mir genauso etwas aus wie das Lachen des Kindes, das nicht ahnt, was kommen kann.

Dem Liedermacher und Dichter Heinz Rudolf Kunze machen auch sehr viele Dinge und Lebensmomente etwas aus. Leben macht an so vielen Ecken und Kanten persönlichen Alltags etwas aus! In dieser Welt gibt es wohl kaum eine Nachricht, die nichts ausmacht – mir jedenfalls, wenn ich ehrlich bin. Deshalb denke ich am heutigen Buß- und Bettag an aller Herren Länder.

 

Musik 2: Aller Herren Länder, Hermann van Veen im Duett mit Heinz Rudolf Kunze

Winde werden rauher

Wellen schäumen Wut
Nur ums nackte Leben
Nicht um Hab und Gut
Bleiche Ausgesetzte
Klammern sich ans Boot
Draußen treiben Hände
Ab in höchster Not
Bringen wir das fertig
Ist die Arche voll
Weiß hier keiner was
Man tun und lassen soll
Du wirst nie zuhause sein
Wenn du keinen Gast
Keine Freunde hast
Dir fällt nie der Zauber ein
Wenn du nicht verstehst
Dass du untergehst wie alle Menschenschänder
In aller Herren Länder
Draußen vor der Festung
Bis zum Horizont
Lagern sie und warten
Näher rückt die Front
Grollende Kanonen
Angst in ihrem Blick
Hunger reckt die Arme
Nirgends geht’s zurück

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Aufmerksam die Wachen
Kalt und konsequent
Selbst schuld wer den Schädel
Gegen Mauern rennt
Du wirst nie zuhause sein
Wenn du keinen Gast
Keine Freunde hast
Dir fällt nie der Zauber ein
Wenn du dich verschließt
Nur dich selber siehst
Wir sind nichts Besondres
Hatten nur viel Glück
Auserwählte kriegen halt das
Größte Kuchenstück

 

 

 

Britt Goedeking:

Nicht zuhause sein können ohne Gedanken an die anderen, die kein Zuhause finden in dieser Welt. Das macht mir bewusst, was in diesen Tagen alles etwas ausmacht – auch meinem Glauben an den Gott, der von Freiheit und Liebe spricht und mich damit in meine Welt, in diese Zeit stellt:

 

Jörg Metzinger:

Ich lese aus der Bibel, aus dem Johannes-Evangelium: (Johannes 8, 31-36)

Da sagte Jesus zu denen, die an ihn glaubten: Wenn ihr an meinem Wort bleibt, dann erkennt ihr die Wahrheit und die Wahrheit wird euch frei machen. Wahrlich, ich sage Euch, wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. Wenn Euch aber der Sohn frei macht, dann seid ihr wirklich frei.

 

Britt Goedeking:

Jesu Wahrheit und seine Freiheit ist die Liebe, die er so tief in sich spürt, dass er alles aushält, was etwas ausmacht – bis in den Tod hinein. Aber ich höre in der Musik von Heinz Rudolf Kunze auch den Schmerz der nicht gelebten Liebe, des nicht gerecht und liebevoll geteilten Lebens, ich höre seinen Schmerz an der Welt, in dieser Zeit. Er hat selbst einmal gesagt: „Es ist gar nicht so einfach, Abend für Abend Lieder wie dieses zu singen, wenn einem selbst zum Heulen zumute ist.”

 

Musik 4: Du wirst kleiner, wenn Du weinst, Heinz Rudolf Kunze

Du wirst immer nur noch kleiner, wenn Du weinst
Irgendwann hat Dich sogar Dein Schatten satt
Wenn Du’s nicht allmählich besser mit Dir meinst
Findest Du bald nicht mal mehr im Spiegel statt

Du wirst immer nur noch kleiner, wenn Du weinst
Bis dann gar nichts mehr zum Lieben übrig bleibt
Bis man trostlos zwischen bitterkalten Fingern
Letztes Mitleid wie ein welkes Blatt zerreibt

Ich hab nie gesagt, Du musst, um mich zu mögen
Mich ganz verstehen
Ich hab nie gesagt, ich mag Dich gerne leiden
Sehen

Du wirst kleiner, wenn Du weinst
Plötzlich hast Du nur noch Unrecht
Auf der Leinwand steht nicht “Ende”, sondern “Schluss”
Du wirst kleiner, wenn Du weinst
Ich will größer von dir denken
Bitte zwing mich nicht zu einem Gnadenschuss

Du wirst immer nur noch kleiner, wenn Du weinst
Das hat unsre gute Sache nicht verdient
Ich kann nichts erklären, doch ich möchte reden
Warum hast Du Deinen Korridor vermint?

Ich hab nie gesagt, Du musst, um mich zu mögen
Mich ganz verstehen
Ich hab nie gesagt, ich mag Dich gerne leiden
Sehen

Du wirst kleiner, wenn Du weinst

 

Britt Goedeking:

Sagt Jesus auch: Du wirst kleiner, wenn Du weinst. Deshalb spricht Jesus von Freiheit und Liebe: Ich hab nie gesagt, ich will euch gern leiden sehen!

Im Gegenteil: Jesus isst mit Zöllnern und Sündern. Jesus denkt größer von denen, die schuldig wurden: Umkehr kann möglich sein! Ich darf bei Gott und seiner grenzenlosen Liebe auch ein Zuhause finden, wenn mir die Heimatlosigkeit in dieser kriegerischen Welt zu schaffen macht.

Buß- und Bettag: Wir dürfen weinen, sollen aber nicht schrumpfen, bis nichts mehr zum Lieben übrig bleibt! Gott will größer von uns denken. Was für eine Wohltat: sich auch im Gebet nicht klein machen zu müssen, wie es jahrhundertelang in der Kirche vorgelebt, gefordert und eben als Buße verlangt wurde. Nein: einfach zu Gott kommen dürfen und eingestehen, dass alles etwas ausmacht. Dabei dürfen mir sogar die Tränen kommen, denn Gott möchte größer von mir denken.

 

 

Jörg Metzinger:

Ich lese aus der Bibel, aus dem Johannes-Evangelium: (Johannes 8, 31-36)

Da sagte Jesus zu denen, die an ihn glaubten: Wenn ihr an meinem Wort bleibt, dann erkennt ihr die Wahrheit und die Wahrheit wird euch frei machen. Wahrlich, ich sage Euch, wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. Wenn Euch aber der Sohn frei macht, dann seid ihr wirklich frei.

 

Britt Goedeking:

So kann ich diesen Tag verstehen und sogar nutzen: nicht verdrängen müssen, was mir alles etwas ausmacht, sondern zugeben dürfen in der Freiheit, die Gott mir ermöglicht. Und dann offener werden für das, was ich vielleicht auch geben oder sogar ändern kann, denn schließlich will Gott so groß von uns denken: an unseren Plätzen in der Welt ruhig anderen ein Zuhause geben, ruhig Gäste haben dürfen, ohne Angst haben zu müssen, dabei selbst zu kurz zu kommen: Du wirst nie zuhause sein, wenn Du keinen Gast, keine Freunde hast. Das singen die beiden Liedermacher und in der Bibel hören wir:

 

Jörg Metzinger:

Im Brief an die Hebräer:

Gastfrei zu sein in der Liebe vergesst nicht, denn es haben schon einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. (Hebr13.2)

 

Britt Goedeking:

Es passt für mich gut zu dem heutigen Tag, sich an die Freiheit erinnern zu lassen, die uns die Liebe Gottes schenkt. Denn für mich ist das die einzige Hoffnung, etwas weniger von dem erfahren zu müssen, was so viel ausmacht: um die Freiheit der Liebe beten am Buß- und Bettag! Die einzige Chance, Kraft zu finden, die Welt zu einem Zuhause zu machen für alle, die sich danach sehnen. Diese Welt ist nicht nur Zuhause für die Reichsten der Reichen, denen so viel weniger etwas auszumachen scheint als denen, die aus aller Herren Länder weglaufen müssen, um überhaupt am Leben bleiben zu können. Was für ein Halt ist mir in diesen Tagen der Gott Jesu, der größer von uns Menschen denken will, weil er uns grenzenlos liebt! In dieser Liebe schenkt Gott die Freiheit, handlungsfähig zu bleiben, auch und gerade wenn alles etwas ausmacht.

 

Jörg Metzinger:

Jesus preist selig, die zugeben, dass alles etwas ausmacht. Aus dem Evangelischen Gesangbuch:

Selig seid ihr, wenn ihr einfach lebt. Selig seid ihr, wenn ihr Lasten tragt. Selig seid ihr, wenn ihr Lieben lernt. Selig seid ihr, wenn ihr Güte wagt. Selig seid ihr, wenn ihr Leiden merkt. Selig seid ihr, wenn ihr ehrlich bleibt. Selig seid Ihr, wenn ihr Frieden macht. Selig seid Ihr, wenn ihr Unrecht spürt!

 

Britt Goedeking:

Aus solchen Ermutigungen Jesu nehme ich den Mut, widerständig und frei zu singen mit Menschen wie Heinz Rudolf Kunze. Bevor ich mich sorge, ob die von ihm besungenen Widerständigen wohl siegen oder untergehen, möchte ich gern mit vielen von Ihnen aufrecht in die Geschichte eingehen:

 

 

 

Musik 5: Zitadelle, Heinz Rudolf Kunze

Wir sind die Letzten in der alten Zitadelle

Vom Feind umzingelt ohne Nachschub und allein

Wir bleiben ungebrochen hier an Ort und Stelle

Und werden morgen schon vielleicht Geschichte sein

Der Feind bedient sich ausgeklügelt böser Schliche

Er hat fast ohne Gegenwehr sein Ziel erreicht

Nein er benötigt keine Hiebe oder Stiche

Er macht nur Angebote raffiniert und seicht

Das ist bestürzend von hier oben zu erleben

Und eure Sache wenn ihr euch geschlagen gebt

Wir werden bis zur letzten Luft nicht Ruhe geben

Dann hat man wenigstens nicht ganz umsonst gelebt

Wir sind die Letzten in der alten Zitadelle

Es soll nichts Falsches über uns in Büchern stehn

Wir bleiben ungebrochen hier an Ort und Stelle

Wir werden siegen oder untergehn

Der Feind kam ohne Ansturm leise angeschlichen

Und eh wir’s uns versahen war er überall

Da wurden manche alten Rechnungen beglichen

Da trafen lauter scharfe Schüsse ohne Knall

Er hat die Hirne und Gefühle eingenebelt

Und jetzt marschiert die Herde tumb in seinem Trott

Und wer nicht mitmacht wird gefesselt und geknebelt

Und erntet machtlos von der Herde Hohn und Spott

Wir sind die Letzten in der alten Zitadelle

Doch unsern Widerstand macht keiner ungeschehn

Wir bleiben ungebrochen hier an Ort und Stelle

Wir werden siegen oder untergehn

Wir werden kämpfen bis zur letzten Platzpatrone

Wir werden streiten bis zum letzten Argument

Wir werden stark sein ohne Aber, Wenn und Ohne

Bis sich der Feind zu seiner Scheußlichkeit bekennt

Wir sind die Letzten in der Zitadelle

Vom Feind umzingelt ohne Nachschub und allein

Wir bleiben ungebrochen hier an Ort und Stelle

Und werden morgen schon vielleicht Geschichte sein

Doch immerhin wir gehn aufrecht in sie ein

 

 

Britt Goedeking:

Gott segnet Dich, damit Du nicht kleiner wirst, wenn Du weinst.

Jesus segnet Dich, damit Du aufrecht bleiben kannst, wenn alles etwas ausmacht!

Gottes guter Geist ist mit Dir unterwegs, um Liebe auszubreiten, wo Hass und Kummer wohnen!

 

So begleite Sie alle, liebe Hörer und Hörerinnen, Gottes stärkende Botschaft durch diesen Buß- und Bettag – und darüber hinaus. Sie wissen ja: alles, alles macht was aus!

 

Musik 6 wie 1: Alles macht was aus, Herman van Veen (ausblenden)