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Bullerbü

Urlaub in Bullerbü. Na ja, fast jedenfalls. Bullerbü, das in Wirklichkeit anders heißt, ist nur eine Fahrradtour entfernt von dem Ferienhaus, das uns Freunde für ein paar Wochen überlassen haben. Es sieht hier in Smaland, in Südschweden, wirklich alles so aus, wie Astrid Lindgren es in ihren Bullerbü-Büchern beschrieben hat. Funkelnde Seen, goldene Felder, Wälder ganz licht. Überhaupt viel Licht. Und irgendwie rechne ich ständig damit, dass aus einem der schwedenroten Holzhäuser Lisa, Inga, Lasse oder Bosse herausstürmen und rufen: „Oh, wie schön war es doch“ – und dann eines ihrer Abenteuer erzählen.

Oh, wie schön ist das doch. Wie gut diese Bullerbü-Welt meiner gestressten Seele tut. Auszeit. Ein paar Wochen ohne verstörende Klimadiskussion. Ohne eklige Tweets von Donald Trump. Ohne Brexit-Murks. Ohne Bilder von Putin auf dem Motorrad oder beim Judo, während in Moskau Demonstranten niedergeknüppelt werden. Ohne die AfD-Bundestagsabgeordnete Verena Hartmann, die den Geburtstag der frei und demokratisch gewählten Kanzlerin verflucht. Ein paar Wochen ohne Shitstorm wegen einer unglücklichen Äußerung oder wegen nichts.

„Lass uns hier bleiben“, sagte Petrus zu Jesus als der sich mit seinen Jüngern eine Auszeit auf einem Berg genommen hatte, hoch über allem, was Stress macht. Da war so viel Licht. Aber die Auszeit zum Dauerzustand zu machen, war mit Jesus nicht drin. Also ist er mit seinen Jüngern wieder vom Berg runter gegangen. Und kaum war er wieder unten, hat er einen Jungen geheilt, der schwer an Epilepsie erkrankt war; brachte Licht in seine Dunkelheit.

Nun bin ich ja nicht Jesus. Ich kann keine Wunder. Aber ein Jünger bin ich schon. Also, ein paar Wochen Bullerbü. Und dann erholt nach Hause. Und eigentlich ist es da ja ohnehin am schönsten. Trotz allem. Immer Bullerbü wäre auch Stress.