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Brückenbauer

Manche Menschen sind wahre Künstler im Brückenbau. Speziell was die Platzierung der Urlaubstage angeht. Alle Jahre wieder dasselbe Spiel: Wie kann ich mit möglichst wenigen Urlaubstagen möglichst viel Urlaub am Stück erreichen? Da wird dann kunstvoll der 1. Mai mit Himmelfahrt kombiniert, ach und Fronleichnam haben wir ja auch noch. Das sorgt mitunter für mächtig Ärger in Betrieben, weil einige sehr flott sind und andere das Rennen um die Filetstücke beim Brückenbau verlieren. Dabei könnte es doch auch etwas wert sein, zwischen den Arbeitstagen der Woche einen einzelnen freien Tag zu genießen – unabhängig vom Urlaub. Einfach mal einen Tag für mich und die Meinen. Unverdient und schön.

Ich glaube, Brückentage gehören mit zu den kleinen Fluchten, die Menschen unternehmen, um alles noch ein bisschen mehr werden zu lassen, aus den Urlaubsansprüchen doch noch ein wenig mehr herauszukitzeln. Oft betrüge ich mich damit allerdings selber, weil ich mir den Stress antue, dann wegzufahren, wenn alle wegfahren inklusive Staus und überfüllten Urlaubsorten. Ich gönne mir selber nicht die Entschleunigung, die darin liegt, einfach nur einen freien Tag zu genießen. Es muss kein Teil eines größeren Zusammenhangs von freien Tagen sein. Einfach ein kleiner freier Tag als Unterbrechung des Alltags mit Ausschlafen´, frischen Brötchen und Spazieren gehen. Vielleicht zusammen mit ein paar Freundinnen und Freunden.

Genau das möchte ich in diesem Sommer neu lernen: Jeden einzelnen freien Tag genießen und gestalten. Nicht mit stop & go auf den Straßen, sondern mit mir und Menschen, die mir wertvoll sind. „Ich habe Ruhe gefunden, nun will ich meine Güter geniessen.“ Mit diesen Worten drückt das biblische Buch Jesus Sirach aus, wie wichtig diese kleinen Zeiteinheiten sind. Sie ermöglichen mir, durchzuatmen. Die kleinen Dinge, die kleinen Freiheiten am Wege zu genießen und mit ihnen die Menschen, die zu meinem Leben dazu gehören.