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Bloß weg hier

„Bloß weg hier!“ so mein Gedanke, als ich neulich im Wartebereich einer medizinischen Einrichtung sitze. Ein anderer Patient muss gerade über sich ergehen lassen, was mir bevorsteht. Ich habe ihm den Vortritt gegönnt – wobei ich weiß: gleich, wenn er den Eingriff hinter sich hat, dann werde ich ihn auch wieder beneiden. Der hat es dann nämlich hinter sich. Und ich noch vor mir.

Mein Blick fällt auf ein Schild an der Wand: „Flucht und Rettungsplan“ steht da, und eine Skizze, wo man sich im Notfall am schnellsten aus dem Staub machen kann. Wie gerne würde ich den Weg auf diesem Plan doch jetzt und sofort nutzen. Aber: die Behandlung ist alternativlos. Da muss ich durch.

Es ist nicht zum ersten Mal, dass mich solche Fluchtgedanken befallen: einfach weglaufen oder mich verkriechen – das kenne ich! Und ich kenne auch die Durchhalteparolen: Da musst du jetzt durch. Alles wird gut. Du musst dich dieser Sache stellen.

Aber machen diese Parolen mir Mut? Eigentlich nicht. Ich versuche dann lieber, mich abzulenken, an etwas Schönes zu denken. Den Urlaub, das Treffen mit Freunden. Aber zugegeben, es klappt nicht immer. Die Gedanken kreisen weiter um das, was unerbittlich auf mich zukommt. Und ich sitze da weiter im Wartezimmer und weiß: Weglaufen geht nicht, und Abtauchen in schönen Gedanken hat nur kurz funktioniert.

Da habe ich mich an einen anderen Weg erinnert, der hat schon oft geholfen: Tief durchatmen und – beten. Das hat mich ruhiger werden lassen im Umgang mit schwierigen Menschen, in verfahrenen Situationen, bei Prüfungen, oder auch bei dem Gefühl, nicht gemocht oder sogar abgelehnt zu werden. Durchatmen – und beten. Die Angst ein wenig weg-atmen, ein wenig klein-beten.

Beten ist eine Zwiesprache mit Gott. Das kann ich immer und überall machen. So ganz für mich in meinen Gedanken. Beten kann auch mal ein Seufzer in Richtung Gott sein. Das ist mein Flucht- und Rettungsplan. Ein Gedanke an Gott, der sagt „Ich bin bei Euch alle Tage“.

Es hat funktioniert, da im Wartezimmer. An meiner Situation hat sich nichts verändert, keine wundersame Heilung. Der Weg in den OP-Bereich und zum Eingriff blieb mir nicht erspart. Ich hab‘ mich erinnert: Du bist auch jetzt nicht allein.

Bei dir ist auch jetzt der Gott,

·        der durch sein Wort Leben schafft,

·        der Wind und Meer gebietet,

·        der Schöpfer des ganzen Universums.

Der Gott,

·        der in dieser Welt immer ist, auch wenn ich ihn jetzt nicht so wahrnehme

·        der mir zu vielen Zeiten meines Lebens so unendlich weit und fremd vorkommt.

Der Gott,

·        der mir sein Wort gab – bei mir zu sein – alle Tage – ist jetzt hier!

·        Und auch an diesem Tag – auch da drinnen in diesem OP Saal – gleich!

·        ER ist bei mir und dass an jedem Tag an jedem Ort und in jeder Situation.

 

So ganz in meinen Gedanken und mit Blick auf den Flucht- und Rettungsplan höre ich, wie mein Name aufgerufen wird. Ich bin jetzt dran.

Ja, der Eingriff verlief gut, wenn auch unangenehm, aber es konnte mir geholfen werden. Dank an die Ärzte, das Klinikpersonal – und das ganz besonders: an Gott. Der Gott, der da hilft, der da an meiner Seite steht. Mir väterlich, liebevoll und zuverlässig hilft. Der eine Schwäche für die Schwachen hat. Am Ende kann ich in der Tat nur eines von ganzem Herzen sagen: GOTT SEI DANK!

 

Probieren Sie es ruhig auch mal aus, die Sache mit dem Beten. Wenn Sie keinen Ausweg sehen, auch nicht in irgendwelchen Flucht- und Rettungsplänen. Tief durchatmen – und einen Seufzer absetzen in Richtung Gott. Es könnte ja sein, dass Sie ein kleines Wunder erleben…