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Blaumachen

Sagen Sie es bitte nicht weiter, aber: früher in der Schule, da hab‘ ich öfter einfach mal blau gemacht. Da hab‘ ich einfach ausgeschlafen, mir die Zeit genommen, die ich gebraucht habe und Mathe einfach Mathe sein lassen. Blaumachen.

Der Ausdruck ist übrigens unfassbar alt, kommt ursprünglich von den Färbern. Wenn man früher Stoffe blau färben wollte, dann hat das Zeit gebraucht. Zeit war nötig, damit es zu einer chemischen Reaktion kommt, die die Sachen am Ende blau färbt. Zeit, in der man nicht arbeiten konnte, selbst wenn man gewollt hätte.

Blaumachen geht heutzutage natürlich einfacher. Zumindest beim Färben. Blaumachen auf der Arbeit ist da schon komplizierter. Und vor allem verboten. Aber das Bedürfnis nach Zeit zum Durchatmen, zum Erholen – das kennt wahrscheinlich jeder. Einfach mal all die Termine Termine sein lassen und ausschlafen und sich die Zeit nehmen, die man braucht. Sogar der liebe Gott kennt das. Zumindest laut der Schöpfungsgeschichte in der Bibel.

Denn nachdem der liebe Gott sechs Tage lang durchgeschöpft hat, hat er am siebten Tag Kraft geschöpft – und hat einfach blaugemacht.

Kraftschöpfen. Zeit zum Durchatmen. Das klingt nach einer guten Idee. Gerade in unserer heutigen Zeit. Vielleicht ja aber wirklich nicht unbedingt beim Blaumachen.

Es gibt übrigens auch eine Blaue Stunde – das ist der Moment am Morgen, an dem es weder richtig hell noch dunkel ist – und alles irgendwie blau aussieht. Und auch wenn der erste Gedanke beim Kraftschöpfen vielleicht doch eher das Ausschlafen ist – manchmal hilft auch Frühaufstehen gegen den Blues – und bei der kühlen Morgenluft, wenn alle anderen noch schlafen, lässt sich besonders gut durchatmen.