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Bettler-App

Kennen Sie die Bettler-App? Mit der App kann man einem wohnungslosen Menschen Geld spenden, auch wenn man kein Bargeld dabei hat. „Nicht schlecht“, habe ich gedacht, als ich zum ersten Mal davon gehört habe.

Damit das funktioniert, muss der wohnungslose Mensch in der App registriert sein. Über einen QR-Code kann ich ihm dann Geld spenden und nachverfolgen, wofür mein Geld ausgegeben wird.

An der Stelle habe ich gestockt. Wenn ich an eine Organisation spende, will ich natürlich sicher gehen, dass das Geld zweckgebunden ausgegeben wird. Aber bei einem einzelnen Menschen? Was gibt mir das Recht, mich in ganz persönliche Entscheidungen eines anderen einzumischen? Und ist das nicht der Anfang von Machtmissbrauch?

In der Benediktsregel, einer uralten Mönchsregel, gibt es ein Kapitel über den Mönch, der den Besitz des Klosters verwaltet. Er wird darin aufgefordert, weder extrem sparsam noch verschwenderisch mit dem Besitz umzugehen. Und ganz wichtig: Er soll seine Macht nicht ausnutzen. Er soll allen in der Gemeinschaft das geben, was sie brauchen, und niemanden kränken, wenn er nichts geben kann.

Das verstehe ich als Mahnung an Menschen mit Verantwortung und für ein gutes Miteinander. Das gilt auch für die Situation, in der ich einem bettelnden Menschen Geld schenke. Spätestens wenn es in seinem Besitz ist, ist es nicht mehr mein, sondern sein Geld. Und darüber muss er auch frei verfügen können.

Die Bettler-App ist aus meiner Sicht eine gute Idee, die aber unbedingt verbessert werden muss, damit am Ende auch der bettelnde Mensch nicht gekränkt zurückbleibt.