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Beten macht frei

„Beten schafft Raum für die Stimme Gottes, die dir sagt, dass du der Geliebte bist.“

Dieser Satz stammt von dem niederländischen katholischen Theologen Henri Nouwen. Er hat sich einmal mitten in seinem Berufsleben für 7 Monate in ein Kloster zurückgezogen. Danach hat er sein Buch „Ich hörte auf die Stille“ geschrieben. Darin steht der gerade zitierte Satz: „Beten schafft Raum für die Stimme Gottes, die dir sagt, dass du der Geliebte bist.“ Und weiter schreibt Nouwen: „Wenn du nicht betest, rennst du herum und bettelst um Bestätigung. Und dann bist du nicht frei.“

Ich möchte gerne frei sein. Aber ich mache die Erfahrung, dass ich es nicht wirklich bin. Alle möglichen Leute wollen mich beeinflussen: Mein Chef möchte von mir, dass ich etwas termingerecht erledige. Meine Frau will mit mir Zeit verbringen. Meine Kinder melden Ansprüche an. Eine politische Partei will mich in die eine Richtung ziehen, die andere in eine andere. Und Werbung möchte mich dazu bringen, dieses oder jenes Produkt zu kaufen. Ich habe 1000 Möglichkeiten und ich weiß nicht, welches die Richtige ist. Das macht mich unfrei. Martin Luther drückt es so aus: „Einer reitet dich immer“.

Ich habe mich entschieden, dass das Gott sein soll. Denn ich habe genau die gleiche Erfahrung wie Henri Nouwen gemacht: Im Gebet sagt Gott mir, dass ich geliebt bin. Im Gebet spreche ich mit ihm wie mit einem Freund. Ich rede, er hört zu. Er spricht, ich höre zu. Manchmal schweigen wir auch einfach beide. Und sind froh, dass wir beieinander sind. Genießen einfach nur unsere Nähe. So wie ich das auch mit einem Freund tue. Wir mögen uns eben. Wir lieben uns. Und diese Liebe macht freier. Ich beginne mehr und mehr, die Dinge mit den Augen Gottes zu sehen. Ich bekomme eine Ahnung davon, in welche Richtung ich gehen kann. Ein Ziel wird deutlicher. Und welche Schritte ich dahin gehen kann. Und dann kann ich Prioritäten setzen. Ob zuerst mein Chef dran kommt oder meine Frau. Ob die eine politische Partei zukunftsweisendere Vorstellungen hat oder die andere. Ich muss mich nicht mehr plan- und orientierungslos in die eine oder andere Richtung ziehen lassen. Sondern ich kann gehen, wohin der Gott will, der mich liebt.